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Experte: Meta-Entscheidung ist ethisch katastrophal

Ist das bloß ein deutlicher Standpunkt oder längst eine Beleidigung? Die freie Meinungsäußerung endet genau da, wo sie Würde oder Rechte eines anderen berühre, betont Medien-Experte Büsch.

Die Entscheidung des Meta-Konzerns, in den USA künftig auf unabhängige Faktenchecks auf Plattformen wie Facebook und Instagram zu verzichten, steht weiter in der Kritik. “Rechtlich fragwürdig, politisch brandgefährlich und ethisch katastrophal” nannte Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, diese am Mittwoch in einem Interview mit dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de.

Weiter sagte Büsch, es gebe in Amerika eine lange Tradition der Debatte um freie Meinungsäußerung, aber auf einer anderen, auch rechtlichen Tradition als in Deutschland. Er betonte: “Für uns ist diese grundgesetzlich festgelegte Freiheit maßgeblich zur Information, zur Meinungsäußerung. Presse, Rundfunk sind frei. Eine Zensur findet nicht statt.”

Allerdings gebe es Grenzen und keine absolute Freiheit, so Büsch, der auch Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaft an der katholischen Hochschule Mainz ist. “Die Freiheit endet genau da, wo ich die Würde oder die Rechte eines anderen berühre.” Durch den Jugendmedienschutz gebe es außerdem besondere Gesetze zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Regulierungen habe Meta-Chef Mark Zuckerberg nun mit Zensur gleichgesetzt.

Über Soziale Medien generell sagte Büsch, es gehe um eine Aufmerksamkeitsökonomie, die ganz klar kommerziellen und nicht sittlichen Kriterien folge. Die Euphorie der Nullerjahre, “dass Menschen niedrigschwellig miteinander in einen Austausch kämen”, könne man hingegen zu den Akten legen. Häufiger angeklickt und geteilte werde, was emotionalisiert und aufregt. Auch funktionierten Wahrheit, sachliche Richtigkeit oder differenzierte Darstellung in Sozialen Netzwerken eher nicht. Medienethisch sei das höchst bedenklich.

Bei der Debatte, mit Nutzerkonten eine junge Zielgruppe zu erreichen oder Plattformen zu verlassen, befänden sich Medien in einem klassischen Dilemma: “Es gibt keine dritte Alternative. Entweder drin bleiben und dort versuchen ein gutes Gegengewicht zu liefern. Das ist ehrenwert und auch ein ganz wesentliches Argument. Das nicht mehr zu tun, heißt auch, dass man keine Kontaktflächen mehr für Menschen bieten kann, die nach Orientierung suchen, die nach kirchlichen Angeboten oder vielleicht auch einfach nach gutem Zuspruch oder so etwas fragen”, so Andreas Büsch.