Der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamtes, Stefan Ehehalt, hat vor den Folgen des Cannabis-Konsums für junge Menschen gewarnt. „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die Cannabis zu sich nehmen, sind besonders gesundheitlich gefährdet“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des Internationalen Tages gegen Drogenmissbrauch (26. Juni). Deshalb brauche es eine Diskussion darüber, ob der Erwerb und Konsum von Cannabis erst ab frühestens 25 Jahren zugelassen werden soll.
Der Grund sei, dass die Hirnreifung erst mit etwa 25 Jahren abgeschlossen ist. Deshalb bestehe bei jungen Menschen besonders die Gefahr, dass durch Cannabiskonsum ihre Gedächtnisleistung abnehme und psychotische Erkrankungen entstehen können. Wichtig ist dem Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, dass noch mehr in die Drogenprävention investiert wird und vor allem Jugendliche darüber aufgeklärt werden, was für Folgen es haben kann, wenn sie Drogen konsumieren.
Regelmäßige Abwasseruntersuchungen im Stuttgarter Hauptklärwerk zeigten, dass nach der Teillegalisierung von Cannabis seit dem 1. April 2024 der Konsum im Mittel um 13 Prozent gestiegen sei. Der befürchtete sprunghafte Anstieg sei bisher ausgeblieben, wie auch Stuttgarter Suchtmediziner bestätigten, so Ehehalt. Dies könne aber auch daran liegen, dass Cannabis in Deutschland legal noch wenig verfügbar sei, da bisher nur wenige Anbauvereine ihre Arbeit aufgenommen hätten.
Ehehalt äußerte sich besorgt darüber, dass synthetische Drogen wie Fentanyl auf dem Vormarsch seien. Diese könnten leicht in großen Mengen hergestellt werden und hätten schon in kleinen Mengen eine sehr starke Wirkung. Synthetische Drogen seien daher sehr schädlich für die Gesundheit der Konsumenten und machten sehr schnell abhängig. Bisher konnten noch keine Fentanyl-Rückstände im Abwasser gemessen werden, was bedeute, dass sie noch nicht in größeren Mengen in Stuttgart angekommen seien.
Stuttgart hat bereits im Jahr 2023, also ein Jahr vor der Teillegalisierung von Cannabis, in einem Projekt Abwasseruntersuchungen auf die Abbauprodukte von Cannabis und weiteren Rückständen von Drogen wie Kokain, Amphetamin oder Morphin durchgeführt. Mit 24 Proben pro Tag, eine Woche lang, jeden Monat ist Stuttgart laut Ehehalt die Stadt in Deutschland mit den meisten Abwasserdaten zum Cannabiskonsum vor und nach der Legalisierung. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Stadt, der Polizei, der Staatsanwaltschaft, der Suchthilfe und der Suchtmedizin ordnet die Messungen ein und tauscht sich darüber aus, wie der Konsum von illegalen Rauschmitteln eingedämmt werden kann.
1987 haben die Vereinten Nationen den 26. Juni zum weltweiten Anti-Drogentag erklärt. Der Aktionstag zielt darauf, über die Gefahren von Drogen aufzuklären, um den Missbrauch einzudämmen sowie Suchterkrankte zu entstigmatisieren. 2023 hat das Bundeskriminalamt 2.227 Todesfälle aufgrund von Rauschgift registriert – etwa doppelt so viele wie vor zehn Jahren und rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr (1.990 Fälle). (1511/25.06.2025)