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Wissenschaftler: Im Hochwasserschutz von den Niederlanden lernen

Deutschland kann aus Sicht des Wasserbauers Daniel Bachmann im Hochwasserschutz von den Nachbarn in den Niederlanden lernen. Sie hätten einen proaktiven, nicht bloß reaktiven Hochwasserschutz entwickelt, sagte der Professor für Hydromechanik an der Hochschule Magdeburg-Stendal der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (online, Sonntag). „In den Niederlanden gibt es – ich glaube, weltweit einzigartig – das Amt des Delta-Kommissars.“ Er sei losgekoppelt von den Legislaturperioden der Politik für den Hochwasserschutz zuständig. Dadurch könne er durchgehend und längerfristig planen.

„Der Kommissar wird ausgestattet für 10 bis 15 Jahre“, erläuterte Bachmann, der an der Hochschule Magdeburg-Stendal eine Arbeitsgruppe für Hochwasserrisikomanagement gegründet hat. „Es gibt keine spontanen Budgetkürzungen, keine Umschichtung von einem Topf in einen anderen.“ Damit die Menschen jenseits der Hochwassergebiete im Bundesgebiet die Finanzierung eines solchen Amts mittragen, sollte Bachmann zufolge in Deutschland eher ein Katastrophen-Kommissar berufen und ausgestattet werden, der sich auch um Starkregen und Erdrutsche kümmert.

Der Professor, der an der RWTH Aachen studiert, promoviert und gelehrt hatte, ergänzte, der Hochwasserschutz nehme in der Bevölkerung der kontinuierlich vom Wasser bedrohten Niederlande einen hohen Stellenwert ein: „Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Das scheint mir in Deutschland nicht immer der Fall zu sein.“ So habe man nach den Fluten im Ahrtal Schutzmaßnahmen installiert und nach den aktuellen Hochwassern werde man in den betroffenen Gebieten Geld in die Hand nehmen: „All das sind wichtige Investitionen, aber sie dürften nicht immer nur als Reaktion auf eine Katastrophe getätigt werden.“