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Experte: Diabeteskosten höher als Verteidigungshaushalt

Diabetes entwickelt sich zur Volkskrankheit, bereits jetzt sind rund neun Millionen Deutsche davon betroffen. Das ist nicht nur ein individuelles gesundheitliches Problem, sondern wird richtig teuer.

Wer durch ungesunden Lebensstil Diabetes bekommt, schadet nicht nur sich selbst, sondern belastet aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auch die Allgemeinheit. 30 Milliarden Euro fielen pro Jahr für direkte Kosten wie die Behandlung an, erklärte DDG-Präsident Andreas Fritsche am Donnerstag in Berlin. Hinzukämen noch einmal 18 Milliarden Euro an Folgekosten. Zusammengerechnet übersteige dies sogar den Verteidigungshaushalt von 51,95 Milliarden Euro.

Nach Angaben des Verbandes gibt es derzeit in Deutschland rund neun Millionen Menschen mit einer Diabeteserkrankung, Tendenz steigend. Experten zufolge ist bis zum Jahr 2040 mit 12 Millionen Betroffenen zu rechnen. Fritsche forderte, die Erkrankung ernst zu nehmen. Diabetes werde “runtergeredet als eine nicht so ernst zunehmende Erkrankung”, die mit einer kleinen Ernährungsumstellung leicht verbessert werden könnte. Dabei verursache Diabetes immense Gesundheitskosten.

“Wir können es uns nicht leisten, nichts zu tun”, erklärte DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. “Die gesundheitlich verheerenden Folgen drohen unser Gesundheitssystem zu überfordern”. Die steigenden Zahlen an Erkrankten seien ein “Tsunami”, zugleich seien 20 Prozent aller Todesfälle durch wirksame Prävention vermeidbar. Die neue Bundesregierung habe die Chance, “zum Vorreiter der Prävention zu werden”.

Die DDG stellte bei ihrer Jahrespressekonferenz einen 6-Punkte-Plan zur Prävention von Diabetes vor. Dieser sieht unter anderem eine Herstellerabgabe auf gesüßte Getränke vor, die Produzenten zu weniger zuckerhaltigen Rezepten bewegen soll. Ebenso wünscht sich Bitzer verbindliche und deutlich sichtbare Nutriscore-Angaben auf der Vorderseite aller Produkte.

Als Vorreiter nannte Bitzer Großbritannien, wo Getränkehersteller zwischen 2015 und 2021 den Zuckergehalt ihrer Produkte um 30 Prozent reduziert hätten. In Chile gebe es inzwischen Warnhinweise vor besonders viel Fett, Zucker und Salz auf Lebensmitteln. Zudem seien auf Verpackungen weniger Comicfiguren zu sehen, die sich an Kinder richteten. Die TV-Werbung gesundheitsschädlicher Produkte sei auf den späteren Abend verlegt worden. Freiwillige Maßnahmen zur Zuckerreduktion seien dagegen wenig erfolgreich, sagte Bitzer.

Mit Blick auf die Bundestagswahl hat die DDG mit 22 wissenschaftlichen Fachgesellschaften einen 6-Punkte-Plan zur besseren Prävention gegen Diabetes vorgestellt.