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„Existenzielle Glaubensfragen“: Was Karl Barth heute bedeutet

Hannah Käthler studiert Theologie an der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale. Die 22-jährige Bielefelderin hat Karl Barth zu Beginn ihres Studiums entdeckt und ist begeistert von seiner Art, Theologie zu treiben. Warum, erzählt sie hier:

Eigentlich war es Zufall und quasi „stundenplantechnisch“ bedingt, dass ich Karl Barth näher kennengelernt habe. In dem  Seminar, das sich zeitlich gut in meinen Studienablauf fügte, ging es um die Frage nach dem „Nichtigen“, wie Barth in seiner Dogmatik das Böse nennt. Das Seminar beinhaltete auch eine Fahrt zur Internationalen Karl-Barth-Tagung auf dem Leuenberg bei Basel.
Schon nach der Lektüre der ersten Texte fühlte ich mich angezogen von dem Enthusiasmus, mit dem sich Barth diesem Thema zuwendet. Inzwischen weiß ich, dass das nicht nur für dieses Thema gilt, das uns ja als Christen alle beschäftigt. Ich habe den Eindruck, dass die gesamte Kirchliche Dogmatik, Barths Hauptwerk – und das sind immerhin mehr als 9000 Buchseiten –, aus seinem tiefsten Inneren kommt: Es ist empfunden, durchdacht und in (seiner) Glaubenswirklichkeit bewährt.
Ich stimme bestimmt nicht in allen Punkten mit Barth überein. Utopisch und zu radikal finde ich vor allem seine Forderungen, wie Christen ihren Glauben leben und in der Welt verkündigen sollen, also seine Idealvorstellungen von der Glaubenspraxis. Das ändert aber nichts daran, dass mich seine Art zu schreiben fesselt und dass sie mich anregt, existenzielle Glaubensfragen zu durchdringen. Es macht auch immer wieder Freude, zwischen den Zeilen einen speziellen Barthschen Humor zu entdecken. Die politische Seite Barths, sein Widerstand gegen die Nationalsozialisten, steht für mich nicht so sehr im Vordergrund. Schließlich bestehen 95 Prozent seiner politischen Aussagen aus Theologie. Die ist es, die mich interessiert.
Und dann ist da noch etwas, das dazu beiträgt, dass ich Barth wohl auch weiterhin die Treue halten werde: Das ist die Offenheit der Karl-Barth-Gesellschaft gegenüber Studierenden, weshalb ich nach dem ersten Mal bis jetzt noch zwei weitere Male zu den jährlich stattfindenden Internationalen Karl-Barth-Tagungen in die Schweiz gefahren bin. Begeistert hat mich dabei immer wieder, dass Studierende dort die Chance bekommen, auf Augenhöhe mit Wissenschaftlern und Pfarrern zu diskutieren. Darum bin ich überzeugt davon, dass das Interesse der jungen Theologengeneration an Barth wachsen würde, wenn alle eine solche Chance hätten. Sicherlich hat auch meine Dozentin Hanna Reichel, eine anerkannte Barth-Spezialistin, die jetzt in Princeton (USA) lehrt, dazu beigetragen, meine Faszination für Barth zu vertiefen.  Protokoll: hei