Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Hannovers Landesbischof Ralf Meister, hat den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan als “Demagogen” bezeichnet. Vor der in Ulm tagenden VELKD-Generalsynode warnte Meister am Freitag davor, dass sich Antisemitismus, Antizionismus und unverhüllte Judenfeindschaft in den islamischen Staaten beängstigend ausweiteten.
Auch in Deutschland nähmen “die Übergriffe und Angriffe auf Personen jüdischen Glaubens sowie die Schändungen ihrer Einrichtungen” zu. Die Solidarität mit den jüdischen Gemeinden bleibe für alle evangelischen Kirchengemeinden daher das Gebot der Stunde. “Jeder Antijudaismus ist und bleibt Gotteslästerung”, betonte Meister.
Meister kritisierte zudem die öffentliche Kommunikation im Umfeld des Krieges. “Wir sind umklammert von einer Sprache der Gewalt, des Zorns, des Hasses”, sagte der Theologe. “Sie raubt uns den Verstand, weil sie in den Netzwerken und auf den Straßen, in Interviews und Kriegsnarrationen kaum bekämpft werden kann.” Es gebe Verschwörungs- und Gewalterzählungen ohne Ende. Gemeinsames Merkmal von antisemitischen und populistischen “Sprachzeugnissen” sei die Ausgrenzung. “Der Zwang, eine homogene Gesellschaft zu bewahren oder zu rekonstruieren, garantiert kein friedliches Zusammenleben, sondern schafft im Gegenteil durch Trennungen und Segregation im Inneren wie an den Außenrändern einer Gesellschaft Gewalt.”
Die VELKD ist ein Zusammenschluss von sieben Landeskirchen mit insgesamt rund 7,8 Millionen Mitgliedern. Ihr gehören die Evangelischen Landeskirchen in Bayern, Braunschweig, Hannover, Mitteldeutschland, Norddeutschland, Sachsen und Schaumburg-Lippe an. In der Generalsynode werden diese Kirchen von insgesamt 50 Delegierten vertreten.