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Evangelische Mission zu Israel: Kräfte der Vernunft stärken

Seit dem Angriff palästinensischer Milizen auf den Staat Israel steht die „Evangelische Mission in Solidarität“ (EMS) in engem Austausch mit Menschen in der gesamten Region. „Das, was wir hören, geht uns nahe“, schreibt die EMS in einer Mitteilung am Montag in Stuttgart. Raketen würden nicht unterscheiden „zwischen Israelis und Arabern, nicht zwischen Juden, Muslimen oder Christen“. Unter den Opfern befänden sich Soldaten und Zivilisten, Einheimische und thailändische Gastarbeiter auf den israelischen Plantagen rings um den Gazastreifen, die aus wirtschaftlicher Not dorthin gekommen seien.

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, so die EMS. Diese Gewalt müsse sofort enden, das Feuer eingestellt werden. „Alle, die als Geiseln gehalten werden oder in den Gazastreifen verschleppt wurden, müssen sofort freigelassen werden. Dies gilt insbesondere für Frauen und Kinder. Wer unschuldige Mütter mit ihren kleinen Kindern verschleppt, stellt sich außerhalb jeglicher Religion und jeglicher menschlichen Gemeinschaft.“

Die EMS erinnert daran, dass dies „nicht der erste Krieg um den Gazastreifen“ sei. Die letzten Waffengänge hätten in den Jahren 2008/09, 2012, 2014 und 2021 stattgefunden. In den dazwischen liegenden Phasen relativer Ruhe sei immer wieder versäumt worden, ernsthaft nach langfristigen Lösungen für die Region zu suchen. Aufmerksame Beobachter hätten bei zahlreichen Gelegenheiten auf dieses Versäumnis hingewiesen. Die Menschen im Gazastreifen, der seit 2007 sowohl von Israel als auch von Ägypten weitgehend abgeriegelt sei, bräuchten Lebens- und Entwicklungsperspektiven, die ihnen viel zu lange vorenthalten worden seien. „Wir sind überzeugt“, so die EMS, „Israelis und Palästinenser können und werden dauerhaft miteinander leben – dazu müssen wir die Kräfte der Vernunft, des Ausgleichs und der Gerechtigkeit stärken.“

Die Stellvertreterkriege, die Israel- und Palästinafreunde weltweit auf der Straße, an Hochschulen und in den sozialen Medien gegeneinander führten, sind nach Ansicht der EMS „nicht dazu geeignet, zu konstruktiven Lösungen im Nahen Osten beizutragen“. In der Folge von Forderungen, sich ganz für die eine und gegen die jeweils andere Seite zu positionieren, drohten auch die letzten offenen Gesprächskanäle zwischen den unterschiedlichen Positionen abzureißen. „Wir werden solchen Forderungen nicht nachgeben, sondern mit allen im Gespräch bleiben, die weiter an einem Miteinander in Frieden und gerechten Beziehungen arbeiten.“

Die EMS ist ein Netzwerk von 25 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften in Asien, Afrika, Europa und dem Nahen Osten. Zu ihr gehört auch die anglikanische „Episcopal Diocese of Jerusalem“, die in Gaza das „Ahli Arab Hospital“ betreibt. Die EMS sammelt deshalb dauerhaft Spenden für dieses Krankenhaus. (2398/09.10.2023)