Eutin, Plön und Johann Sebastian Bach? Vielleicht nicht die Beziehung, die einem beim Namen des großen Barockmeisters in den Sinn kommt. Zumindest bisher. In diesem Jahr ist das anders, denn nach 71 Jahren findet das 97. Bachfest vom 21. September bis zum 1. Oktober wieder in Schleswig-Holstein statt. „Das ist schon eine spektakuläre Veranstaltung – sowohl vom Umfang von zehn Tagen her als auch von der Vorbereitungszeit“, sagt Antje Wissemann. Seit vier Jahren planen und organisieren die Eutiner Kantorin und der Plöner Kirchenmusikdirektor Henrich Schwerk das Fest. Seit Dezember haben bereits 60 Konzerte als Vorbereitung in der Region stattgefunden.
Bis zum 1. Oktober werden nun Besuchende aus ganz Deutschland und darüber hinaus erwartet. Aber nicht nur das. „Der Charme dieser intensiven Vorbereitung und der Konzerte war auch, dass wir Kirchenmusiker in der Region uns alle besser kennengelernt haben“, berichtet Wissemann. „Wir sind ja eher so Einzelwesen.“ Zudem habe das Projekt vielen Chören während und nach Corona wieder Aufschwung gegeben.
Das diesjährige Motto „Bach pendelt“ bezieht sich nicht nur auf die beiden Veranstaltungsorte. Das Programm lässt Bach zwischen Hof und Kirche, Weltlichem und Geistlichem, Instrumentalem und Vokalem pendeln. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf jungen Künstlern und Künstlerinnen. Dazu gebe es auch einen Fokus auf regionale Ensembles, etwa der Musikhochschulen in Lübeck und Hamburg.
Da ist der Leipziger Thomanerchor, der das Fest am 23. September in der Michaeliskirche eröffnet. Mit jungen Stimmen geht es am 24. September in der Plöner Nikolaikirche weiter, wenn der 2020 vom Deutschen Musikrat gegründete Bundesjugendchor sein Debüt im Norden gibt. Ein weiterer Höhepunkt ist die Matthäus-Passion, gesungen von den Kantoreien der Kirchengemeinden in Plön und Eutin. Den Evangelisten wird der junge isländische Tenor Benedikt Kristjánsson singen. „Wir wollen zeigen, auf was für unterschiedliche Arten Bach einen ansprechen kann“, sagt Wissemann. Es gebe fast kein Programm, das nicht auch eine Uraufführung enthalte, auch werde nicht nur Bach aufgeführt. Es ginge um Auseinandersetzungen von zeitgenössischer Musik mit dem Komponisten, ergänzt die Kantorin.
1900 wurde die Neue Bachgesellschaft in Leipzig gegründet. Ihre Vorgängerin entstand 1850 auf Initiative von Robert Schumann und Franz Liszt, die die Gesamtausgabe der Werke ermöglichen sollte. „Meistens gehen die Bachfeste an typische Bachstädte wie Dresden oder Leipzig oder an Großstädte“, erklärt Wissemann. Dass jetzt Eutin und Plön den Zuschlag erhalten haben, sei etwas Besonderes. „Das Schöne an so einer kleinen Stadt wie Eutin ist es, dass von ganz vielen Seiten dazu beigetragen wird“, so Wissemann. Das Eutiner Schloss wird nicht nur das Festivalbüro beherbergen, sondern zeitgleich die Sonderausstellung „Symptom: Barock“. Läden dekorieren ihre Schaufenster. Eine Region im Bachfieber.
Der Eröffnungsgottesdienst mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt wird am 24. September um 10 Uhr aus der Nikolaikirche vom Deutschlandfunk übertragen.