Predigttext
17 Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. 18 Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen geachtet. 19 Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.
Liebe geht durch den Magen.“ – „Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen.“ – Ich mag diese Sprichwörter. Wegen ihrer Lebensweisheit. Sie erinnern mich an schöne Bilder: enge Küchen voller Menschen, von denen die wenigsten kochen. Picknick unterwegs. Hübsch gedeckte Tische, die Lust machen, Platz zu nehmen und Zeit miteinander zu verbringen. Der Duft von Blumen ist in meiner Nase, von Gewürzen, von Kaffee. Ich meine gar, jetzt die Lieblingsspeise der Gastgeberin wieder zu schmecken und den fruchtigen Wein, der mir eingeschenkt wurde. Und plötzlich sind die Stimmen und Gespräche wieder lebendig, die das Essen zu zweit oder an einer großen Tafel prägten. Was durch den Magen geht, kann viel mehr sein als bloße Nahrungsaufnahme. Die Menge macht es nicht, aber die Liebe, die zu spüren ist und uns selig macht.
Zusammen essen: Gemeinschaft erleben
„Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen.“ Diese Weisheit entdecke ich auch im Gemeindeleben. Da ist die Küsterin, die im Hauptberuf in einem Restaurant arbeitet und in ihrer Kirche Gastfreundschaft ganz groß schreibt. Andernorts tragen beim Gemeindefest viele zum schmackhaften Mitbringbüfett bei. Woanders wird im Gemeindehaus wochentags ein Mittagessen gekocht für alle, die mit oder ohne Geld kommen und gemeinsam mit anderen essen wollen. Eine Kirche wird regelmäßig umgestaltet: Statt der Kirchenbänke laden Tischgruppen zum Gottesdienst bei Kaffee und Kuchen ein. Kein Kirchentag ohne das bewegende Feierabendmahl.
„Liebe geht durch den Magen.“ Darum bereitet Gott einen Tisch im Angesicht der Feinde, findet sein Volk wohlschmeckendes Manna. Darum geschieht das erste Wunder Jesu bei einer Hochzeit, der der Wein ausgegangen war. Darum werden über fünftausend Menschen satt, obwohl es so aussah, als würden fünf Brote und zwei Fische dafür niemals reichen. Gottes Liebe geht durch den Magen. Die Menge des Essens macht es nicht, aber die Liebe, die der Seele gut tut und sie zusammenhält.
Denn es gibt so viele Erlebnisse und Nachrichten, die auf den Magen schlagen. Es tut in der Seele weh und kann sie zerreißen, mitzuerleben, wie unsere Gesellschaft ängstlicher wird und darauf vielfach mit aggressiver Haltung, rauen Tönen, rohem Benehmen reagiert. „Angst essen Seele auf“. Es gibt manche, die Ängste und Hass schüren. Einzelne beschwören gar einen Bürgerkrieg herauf. Freude wird klein geredet.
Sitzen wir zu wenig zusammen am Tisch?
Von Gerechtigkeit und Frieden ist nur wenig zu hören.
Sitzen wir zu wenig miteinander am Tisch? Gemeinsam zu essen und zu trinken vermag etwas zu verändern, kann Menschen und Seelen zusammenbringen.
Vor 20 Jahren hat der Pfarrer und Künstler Sieger Köder für die Fastenaktion Misereor ein Bild gemalt, das eine ungewöhnliche Tischgemeinschaft darstellt: Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, sitzen an einem üppig gedeckten Tisch. Bisher Fremde kommen miteinander in Kontakt. Leute, zwischen denen das Tischtuch zerrissen war, reichen einander von den Speisen. Menschen, denen Sorgen und Angst und zugleich ihre Sehnsucht und ihr Hunger nach Leben ins Gesicht geschrieben sind, lassen sich von ihrem Gastgeber Christus stärken an Leib und Seele. Das Reich Gottes ist ganz nah. Von diesem Tisch breiten sich Gerechtigkeit und Friede und Freude aus.
Die biblische Vision weitermalen
Darum ist er nach vorn hin offen. Wir könnten uns dransetzen und diese biblische Vision in der Gegenwart weitermalen.
Was dient dem Frieden und der Erbauung? – In nicht geringem Maße die Liebe, die durch den Magen geht. Vielleicht haben Sie eine Idee für eine ungewöhnliche Tischgemeinschaft? Probieren Sie es aus! Spannendes Gesprächsthema beim Essen und Trinken könnte sein, was Ihre Gäste und Sie mit dem Stichwort „Reich Gottes“ verbinden. Allem, was zum Frieden dient, lasst uns nachstreben.