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„Es trifft ins Herz der Kirche“

Die Paul-Gerhardt-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg ist durch einen Brand zerstört worden

Berlin/epd/dk Bei einem Brand in der Paul-Gerhardt-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg hat es am vergangenen Donnerstagabend erheblichen Sachschaden gegeben. Menschen wurden nicht verletzt. Der hölzerne Altar und das Altarbild mit dem ­überdimensionalen Bild des auf­erstandenen Christus wurden zerstört. Gemalt hatte es ­Gemeindeglied Gerhard Noack. Es konnte vor dem Zweiten Weltkrieg gerettet werden und wurde danach wieder aufgestellt.

Außerdem ist die Schuke-Orgel ruiniert. Sie hielt der Hitze nicht Stand. Der Kircheninnenraum ist ­erheblich beschädigt. An der Kirchenwand hinter dem Altar zieht sich ein langer Riss, der die Statik ­gefährden könnte. Zudem gibt es Rußablagerungen im gesamten ­Kirchenraum bis hoch in die Türme. Die ­Kirche kann bis auf ­Weiteres nicht genutzt werden. Die Höhe des Schadens ist noch nicht ­beziffert. Rund 30 Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten die Flammen. 

Zwei hölzerne Engel und die Osterkerze gerettet

Die Pfarrerin der Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord, Almut Bellmann, zeigte sich erschüttert über den Vorfall und das Ausmaß des Schadens. „Er trifft ins Herz der ­Kirche“, sagte ihre Kollegin Aljona Hofmann, Pfarrerin der Gethsemanekirche, die zur Gemeinde gehört. 

Die Feuerwehrleute konnten zwei ­hölzerne Engel bergen. „Sie sind zwar nicht unversehrt, aber gerade in ihrer Verletztheit ein Zeichen des Trostes“, sagte Pfarrerin Almut Bellmann am Montag. „Auch die erhalten gebliebene Osterkerze zeigt uns, dass Gottes Licht immer für uns scheint.“ 

Bemerkt wurde der Brand laut ­Polizei durch eine Passantin, die die aus der Kirche dringenden Rauchschwaden bemerkte. Ersten Ermittlungen zufolge soll kurz vor Ausbruch des Brandes ein Zeuge einen unbekannt gebliebenen Mann beim hastigen Verlassen der Kirche gesehen haben. Normalerweise sei die Kirchentür zu dem Zeitpunkt verschlossen, sagte Pressesprecherin Christiane Bertelsmann laut „Tagesspiegel“. 

Am vergangenen Freitagabend  trafen sich Gemeindeglieder und Menschen aus der Nachbarschaft zu einer spontanen Andacht vor der Kirche. Auch ­Bischof Christian ­Stäblein, Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein sowie die drei Gemeindepfarrer*innen nahmen teil. „Eine Kirche in Brand stecken, reißt eine tiefe Wunde“, sagte Stäblein. Man werde diesen Ort weiter hüten. 

In den kommenden Monaten waren Umbauarbeiten in der Kirche geplant. Die Bänke sollten dauerhaft entfernt werden. Die Räumlich­keiten wollte man zukünftig als ­Jugendkirche nutzen, speziell für die Konfirmanden­arbeit, sagte Pfarrer Tobias Kuske in einem Interview mit dem „Dom­radio“ am 17. Januar. In der Kirchengemeinde gibt es aktuell etwa 200 Konfirmanden. Außerdem wollte man den Raum Kitas und Schulen für Sportaktivitäten zur Verfügung stellen. Dafür kooperiert die Gemeinde mit dem Verein Pfeffersport, Berlins größtem Kinder- und Inklusionssportverein. In der Gemeinde waren die Reaktionen unterschiedlich. Er sei guter Hoffnung, so Kuske. „Nach dem Brand werden wir natürlich neu darüber nachdenken. Aber die Kirche soll auf alle Fälle wieder als sakraler Raum genutzt werden“, sagte Pfarrerin Bellmann am Montag. 

Große Anteilnahme in der Bevölkerung

Die Kirchengemeinde ist froh über die große Anteilnahme in der Bevölkerung. Senatorin Bettina ­Jarasch, Sprecherin für Religions­politik in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, schrieb auf Twitter: „Der Verdacht der Brandstiftung in der #Paul­GerhardtKirche erschüttert mich tief. Wer Feuer in einem Gotteshaus legt, greift die Religions­freiheit und damit die Werte unseres Grund­gesetzes an.“ Ihre Solidarität gelte dem Kirchenkreis Stadtmitte. Die Polizei geht von schwerer Brand­stiftung aus. Sie ermittelt in alle ­Richtungen, unter anderem auch in Richtung der Szene der ­Corona-Maßnahmen-Kritiker, die montags immer vor der Gethsemanekirche protestieren. Ein solcher Zusammenhang sei möglich, heißt es von Seiten der Polizei. Die Gemeinde betonte, dass sie Spekulationen über mögliche Tatmotive oder Verdächtige nicht hilfreich findet.

Um die Brandschäden in der ­Kirche beseitigen zu können, bittet die Kirchengemeinde um Spenden.  Zugleich bat die Gemeinde darum, dass sich die Passantin meldet, die die Rauchentwicklung bemerkt und die Rettungskräfte alarmiert hatte. „Ihre beherzte Reaktion hat Schlimmeres verhindert. Dafür wollen wir ihr persönlich danke sagen“, sagte Pfarrerin Bellmann.

Spendenkonto: Evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord,IBAN: DE48 1005 0000 4955 1921 01, BIC: BELADEBEXXX