Ein Jahr nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit Zehntausenden Toten haben die Vereinten Nationen zu weiteren Hilfen für die betroffenen Menschen aufgerufen. Die UN unterstützten mit aller Kraft die Überlebenden, erklärte der Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Dienstag in New York.
Nach Angaben des Hilfswerks Unicef benötigten allein in Syrien rund 7,5 Millionen Kinder humanitäre Hilfe. In dem Land verschlechtere sich die humanitäre Lage für Kinder und Familien. Ohne weitere Anstrengungen und finanzielle Mittel zur Wiederherstellung der Grundversorgung würden „die Kinder in Syrien in einem Teufelskreis aus Not und Krisen gefangen bleiben“.
Laut „Ärzte ohne Grenzen“ leiden die Menschen im Nordwesten Syriens unter starker psychischer Belastung. „Seit dem Erdbeben sind die Fälle von posttraumatischer Belastungsstörung und Verhaltensproblemen sprunghaft angestiegen, vor allem bei Kindern“, sagte Omar Al-Omar, Betreuer für psychische Gesundheit bei „Ärzte ohne Grenzen“ in Idlib. „Hinzu kommen Panikattacken, verschiedene Arten von Phobien und psychosomatische Symptome.“
In der Türkei benötigen laut Unicef 3,2 Millionen Kinder lebenswichtige Unterstützung. Die Situation der Mädchen und Jungen habe sich dort jedoch verbessert, sagte die Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Für die Hilfe der betroffenen Kinder in Syrien benötigt Unicef den Angaben zufolge in diesem Jahr 401,7 Millionen US-Dollar (374,5 Millionen Euro). Für die Türkei sind es 116 Millionen US-Dollar (108 Millionen Euro).
Das Hilfswerk UNHCR erinnerte an das Schicksal der vielen Flüchtlinge und Vertriebenen in den beiden Ländern. Im Nordwesten Syriens seien mehr als 40.000 Menschen durch das Erdbeben vertrieben worden und lebten noch immer in 70 provisorischen Aufnahmezentren. Die Türkei beherbergt den Angaben nach 3,4 Millionen Flüchtlinge. Das Erdbeben habe 2023 eine Region erschüttert, in der etwa 1,75 Millionen Flüchtlinge lebten.
Bei den ersten beiden Erdbeben am 6. Februar 2023 wurden laut Unicef Tausende von Kindern getötet und verletzt. Familien seien obdachlos geworden und hätten danach keinen Zugang zu sauberem Wasser, medizinischer Versorgung und Bildungsangeboten gehabt. Insgesamt starben durch die Beben laut den UN 50.000 Menschen in der Türkei und 5.900 Menschen in Syrien.