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England: Wertschätzung der Bergarbeiter fehlte

UK 51/2018, Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland (Leitartikel Seite 1 und Reportage Seite 9: „Endgültig Schicht im Schacht“)
Vielen Dank, dass Sie dem Ende des Kohlenabbaus in Ihrer Zeitung so viel Raum gegeben haben. Als Tochter eines Bergarbeiters habe ich (als Engländerin) natürlich dieses Ende mit großem Schmerz verfolgt.
Mit acht Jahren bin ich mit meinen Eltern in eine Bergwerkswohnsiedlung gezogen. Als ich von dort zum Studieren wegzog, war ich fast 20. Das war eigentlich nicht so lange, aber diese Zeit hat mein Leben nachhaltig geprägt: dieser starke Zusammenhalt, das Wir-Gefühl und ein gewisser Stolz. Auch wenn die Bergarbeiter in der Gesellschaft kein hohes Ansehen hatten, irgendwie wussten sie: „Das Land braucht uns“! Das führte zu einem Gefühl der Würde, zu einer besonderen Identität.
Der Autor des Leitartikels schreibt mit Recht, dass das, was danach kommt, „wenn eine stabile soziale Ordnung zusammenbricht“, „gut bedacht und gestaltet sein muss“! Mit Recht schreibt er, dass in England die Wertschätzung der Tätigkeit der Bergarbeiter nach dem Ende des Bergbaus fehlte, was zu Hoffnungslosigkeit und Depressionen führte. Dieser Vorgang stellt sich, wie es in dem Artikel heißt, im Ruhrgebiet viel besser dar. Als ich den Gottesdienst zur endgültigen Schließlung des Bergbaus in Deutschland sah, woran sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnahm, musste ich das mit dem Ende des Bergbaus in England vergleichen. Dort gab es keine Würdigung von Seiten der Regierung unter Margaret Thatcher, nur Gleichgültigkeit.
Ich werde immer zutiefst dankbar sein für alles, was ich in der Bergbau-Siedlung in England erfahren und lernen durfte. Wenn Menschen friedlich miteinander leben wollen, reichen Wohlstand und Reichtum nicht. Ebenso wichtig is es, dass alle Menschen in der Gesellschaft das gleiche Maß an Werschätzung erfahren.

Pauline V. Matthias, Preußisch Oldendorf