Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und die Diakonie Hessen
fordern anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni eine Flüchtlingspolitik, die sich an der Menschenwürde, den Menschenrechten und den rechtsstaatlichen Grundsätzen orientiert. „Das Evangelium verkündet die Gleichwertigkeit aller Menschen vor Gott – und alle meint wirklich alle, nicht nur Staatsangehörige“, sagten die Kirchenpräsidentin der EKHN, Christiane Tietz, und der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Carsten Tag, laut Mitteilung von EKHN und Diakonie am Mittwoch in Darmstadt und Frankfurt. Humanität sei „das menschliche Gesicht der Demokratie“.
Am Weltflüchtlingstag am Freitag besuchen Tietz und Tag den Angaben zufolge die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen. Das zentrale Ziel könne nicht Abschottung und Ausgrenzung heißen, sondern Beteiligung und Teilhabe, so früh und so nachhaltig wie möglich, betonen beide. Integration sei kein nachgelagerter Akt, sondern beginne vom ersten Tag an. Dafür seien eine zügige Verteilung der Geflüchteten in die Kommunen notwendig und erhebliche Investitionen in die öffentliche Infrastruktur wie etwa bezahlbaren Wohnraum, Bildung, Mobilität und Gesundheitsversorgung. Diese Angebote kämen der gesamten Gesellschaft zugute.
Eine Politik, die auf Abschottung und Abschiebungen setze, werde auch den demografischen Herausforderungen in Deutschland nicht gerecht. Diakonie-Chef Tag kritisierte zudem die Einschränkung des Familiennachzugs bei Geflüchteten: „Familien gehören zusammen – das ist ein Gebot der Menschlichkeit und ein Gebot unseres Grundgesetzes.“ Als „menschenunwürdig und verfassungsrechtlich höchst bedenklich“ bezeichneten es Tietz und Tag, wenn Behörden den Asylsuchenden die Sozialleistungen entziehen, um sie zur Ausreise zu drängen: „Kein Bett, kein Brot, nicht einmal Seife – das darf es in einem Rechtsstaat wie Deutschland nicht geben. Diese Praxis bringt Menschen in existenzielle Not und gefährdet nicht zuletzt das Wohl von Kindern.“