Artikel teilen:

EKD-Vizepräsident fordert neue Wege der Verkündigung

Vor neuen Herausforderungen sieht Horst Gorski die evangelische Kirche. Unterdessen will die hannoversche Landeskirche aktiver auf Mitglieder zugehen – mit Gemeindebriefen und einer Digital-Offensive.

Horst Gorski (Archivbild)
Horst Gorski (Archivbild)Norbert Neetz / epd

Hannover. Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Horst Gorski, sieht die Kirchen angesichts des gesellschaftlichen Wandels vor neuen Herausforderungen. "In einem öffentlichen Raum, der einerseits zunehmend konfessionslos wird, in dem andererseits zunehmend andere Religionen eine Rolle spielen, sind wir herausgefordert zu sagen, wer wir sind, was uns im Leben und Sterben trägt und was unser Beitrag in der Gesellschaft ist", sagte Gorski vor dem Kirchenparlament der hannoverschen Landeskirche.
Es gelte, neue Wege für die Verkündigung der christlichen Botschaft in einem veränderten Umfeld zu finden, sagte Gorski. Hinzu kämen neue Formen von Gemeinden, die etwa durch die Digitalisierung und Angebote der Kirche im Internet entstünden. "Es gibt schon Netzgemeinden. Da fühlen sich Menschen zugehörig zu uns." In der kirchlichen Organisationsstruktur kämen diese Gemeinden aber nicht vor. Gorski war Gastredner bei der Herbsttagung der Landessynode, die noch bis Freitag Zukunftsfragen der Kirche diskutieren will.

Themen, die die Mitglieder bewegen

Unterdessen sucht die Landeskirche nach neuen Wegen, um noch aktiver auf ihre Mitglieder zuzugehen. "Wir haben eine klare Bringschuld für kommunikative Impulse an unsere Mitglieder, die nur noch zu einem kleinen Teil zur klassischen Sonntagsgemeinde zählen", sagte Kommunikationsdirektor Klaus Motoki Tonn vor der Synode. Es gehe darum, aktiv gegen Bindungsverlust und Sprachlosigkeit vorzugehen, betonte der Jurist und Kommunikationsfachmann, der seit April Kommunikationschef der Landeskirche ist.
"Wir dürfen nicht müde werden, uns grundsätzlich zu fragen, welche Themen die große Anzahl unserer Mitglieder bewegt", sagte Tonn in seinem Bericht zur Umsetzung eines Kommunikationskonzeptes, das die Landeskirche vor zwei Jahren in Auftrag gegeben hatte. Tonn hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Gemeindebriefe hervor, die mit zwei Millionen Lesern knapp drei Viertel der rund 2,6 Millionen Mitglieder zwischen Hann. Münden und Cuxhaven erreichten. Pro Jahr würden 44 Millionen Seiten von etwa 6.500 Mitarbeitenden erstellt, die sich fast ausschließlich ehrenamtlich engagierten. Der Erfolg der Gemeindebrief-Arbeit müsse unbedingt gewürdigt und weiterhin gefördert werden, auch wenn dies nur ein Kommunikationsweg unter möglichen anderen sei.

Rückfragen via Facebook

Eine neue repräsentative Mitgliederbefragung habe ergeben, dass sich die Menschen über die Gemeindebriefe hinaus Inhalte wünschten, die nachhaltige Begründungen für eine Mitgliedschaft in der Kirche vermittelten. Deshalb müsse jetzt geprüft werden, welche Kommunikationsformen nötig seien, um die Mitglieder mit den gewünschten Informationen zu versorgen. Dabei werde das Digitale eine große Rolle spielen.
Bereits jetzt würden über Facebook, Twitter und Instagram regelmäßig mehrere Tausend Nutzer erreicht, die auch Rückfragen und Anmerkungen an die Landeskirche richteten. Diese Redaktion müsse weiter ausgebaut werden. Außerdem werde dringend ein zentrales Adressenmanagement benötigt, "damit wir zielgerichtet und nicht an etlichen Stellen gleichzeitig postalische Probleme lösen können", sagte Tonn. (epd)