Artikel teilen:

EKD-Bevollmächtigte: Ampel ist nicht pauschal religionsfeindlich

Anne Gidion mahnt, die Ampel-Regierung nicht als religionsfeindlich zu betrachten. Vielmehr ginge es darum, vernünftige Kontaktschnittstellen für mehr Stabilität in der Gesellschaft zu finden.

Anne Gidion ist bundespolitische Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Anne Gidion ist bundespolitische Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)Imago / IPON

Die Ampel-Regierung sollte nach Ansicht der bundespolitischen Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht pauschal als religionsfeindlich betrachtet werden. “Die multiplen Krisen fordern alle. Es gibt existenzielle Fragen”, sagte Anne Gidion in einer neuen Folge des Podcasts “Himmelklar”. So komme man “aus Corona gerade herausgetorkelt und findet sich fast unvermittelt in einer Waffenlieferungs-Diskussion, in friedensethischen Debatten und in bioethischen Debatten, die wir alle so noch nicht hatten”.

Ihr Anliegen sei es, “vernünftige Kontaktschnittstellen” zu finden, um gemeinsam für Stabilität und Kohärenz in der Gesellschaft zu arbeiten. “Wir ringen darum, dass uns das Gemeinwohl nicht auseinanderfliegt”, so Gidion.

Die EKD-Bevollmächtigte warb dafür, die Frage nach dem Gottesbezug in der Vereidigung von Ministerinnen und Ministern von deren Haltung gegenüber Kirche und Glaube zu entkoppeln. Nicht jede Person, die den Gottesbezug verwende, sei kirchenaffin. “Und nicht jeder, der ihn nicht verwendet, hat kein offenes Ohr für kirchliche Positionen.” Hinter dem öffentlichen Bekenntnis zu Gott stehe die Frage, wie öffentliche jemand die eigene Verbindung zum Glauben machen wolle. Es sei ein “gutes Recht”, dass dies nicht öffentlich gemacht werden müsse.

Situation der Besinnung und Hoffnung

Ihr sei es wichtig, Angebote und Gelegenheiten zu schaffen wie ein Friedensgebet am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine. “Mich hat das berührt, in welchem Ausmaß Menschen, die die ganze Zeit in der ersten Reihe der Verantwortung stehen, so eine Situation der Besinnung und der Hoffnung auch für sich suchen”, sagte Gidion. Dies sei ihr wichtiger als “ein Betteln um Aufmerksamkeit für kirchliche Belange”. Sie erlebe zudem, dass das “Etikett ‘Kirche'” viele Menschen dazu bringe, persönliche Dinge zu erzählen.