Würzburg – Die Co-Chefin der bundesweiten Telefonseelsorge, Ruth Belzner, sieht in der Einsamkeit ein „riesiges und stark wachsendes“ gesellschaftliches Problem. In einem Interview appellierte die Bundesvorsitzende der Konferenz Evangelische Telefonseelsorge in Würzburg an die Politik, „Strukturen zu schaffen, die Einsamkeit verhindern oder vermindern“. Es gehe etwa um die Gestaltung von Lebensräumen in Städten und Dörfern und ausreichende Mitgestaltungsmöglichkeiten im Lebensumfeld.
Belzner äußerte sich zum Vorstoß der britischen Premierministerin Theresa May, die im Januar eine Ministerin gegen Einsamkeit ernannt hatte. „Es ist natürlich nicht Aufgabe des Staates, die Pflege sozialer Beziehungen des einzelnen Bürgers zu normieren oder zu beeinflussen“, sagte sie. Der Gesetzgeber sei aber mitverantwortlich dafür, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft wachsen kann. Auch Familienpolitik, Arbeitsrecht oder die Gestaltung der Pflege hätten Auswirkungen darauf, ob Menschen ihr soziales Leben gut gestalten können. Schwierig finde sie aber, den Kampf gegen Einsamkeit einem einzelnen Ministerium zu übertragen.
Jeder könne selbst etwas gegen Einsamkeit tun, betonte die Telefonseelsorgerin. „Ich muss mich in Situationen begeben, in denen ich andere treffe – etwa kirchliche und soziale Organisationen, Vereine.“ Für Menschen, die nicht mehr sehr mobil sind, seien Angebote wie Besuchsdienste eine große Hilfe. KNA
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