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Ein Haus für ein Buch

Eine Ausstellung nur für das Buch der Bücher – dieser Idee folgten die Gründer des Barther Bibel­zentrums 2001. Heute geht das Haus zum 20-jährigen Bestehen neue Wege.

Nicole Chibici-Revneanu, Leiterin des Bibelzentrums Barth
Nicole Chibici-Revneanu, Leiterin des Bibelzentrums BarthNicole Kiesewetter

Barth. Bei einer Konferenz im Jahr 1988 war diese „großartige Idee“ entstanden, erinnert sich Ulrich Hojczyk: die Überlegung, die besondere Barther Bibel von 1588 in den Mittelpunkt einer Dauerausstellung zu rücken. „Ein Haus für ein Buch, das war unsere Vision“, beschreibt Hojczyk. Als Referatsleiter für Kirchenangelegenheiten beim Land MV brachte er damals zusammen mit Vertretern der pommerschen Landeskirche das Vorhaben ins Rollen.

13 Jahre später, am Reformationstag vor 20 Jahren, war es so weit: „Die Bibel, eine 1588 in Barth gedruckte Ausgabe in mittelniederdeutscher Sprache, wurde in einer festlichen Prozession von der St.-Marien-Kirche in ihr neues Domizil gebracht: die ehemalige Hospitalkirche von St. Jürgen“, erinnert sich Hojczyk. „Das war bewegend.“ Eine Ausstellung in den Räumen rundherum bot Wissenswertes zur Bibel. Das Bibelzentrum war geboren, damals noch in Trägerschaft der Evangelischen Haupt-Bibelgesellschaft Berlin.

Festwoche zum Jubiläum

„Das Jubiläum soll jetzt mit einer Festwoche gefeiert werden“, sagt die Leiterin des Bibelzentrums, Nicole Chibici-Revneanu. Als sie vor fünf Jahren von ihrem Vorgänger Johannes Pil­grim die Leitung übernahm, habe sie ein gutes und laufendes Programm vorgefunden, sagt Nicole Chibici-Revneanu. Vieles ist denn auch geblieben: Führungen durch die Ausstellung, Bildungsprogramme, Veranstaltungen wie Kinoabende oder Lesungen. „Aber wir müssen neue Wege ins Niederdeutsche finden“, meint die Pastorin.

„Platt nicht nur für Plattsnacker, Platt als Entdeckungsfläche“ ist ihr Wunsch, der sich gut zusammenführen lasse mit dem verstärkten Niederdeutsch-Angebot an den Schulen. Die Barther Bibel in niederdeutscher Sprache soll das viel zitierte „Herzstück“ der Ausstellung bleiben, versichert die promovierte Theologin, „aber ein Erlebnis- und Fortbildungsort wie das Bibelzentrum muss auch neue Wege gehen“.

Bibel und Minecraft

Spätestens mit den Corona-Maßnahmen sei der Zwang gekommen, sich Bibel und Glaube auch digital zu nähern, meint die 46-Jährige. Neben digitalen Gottesdiensten und Podcasts wird „Bibel und Minecraft“ angeboten. „Minecraft ist ein Computer-Spiel, in dem man aus Blöcken so ziemlich alles bauen kann“, erklärt sie. „Ein bisschen wie digitales Lego.“ Derzeit baue man gemeinsam Szenen aus der Apostelgeschichte nach. „Durch die Augen der jungen Akteure wollen wir die gesamte Apostelgeschichte neu entdecken.“

Unter der Leitung von Nicole Chibici-Revneanu ist das Bibelzentrum, das seit 2013 von der Nordkirche getragen wird, aber auch ein „Laboratorium für andere Gottesdienste“ geworden: vom kriminalistischen „Tatort-Gottesdienst“ über Gartengottesdienste mit und ohne Lagerfeuer bis zum Musikgottesdienst oder dem Gottesdienst für verwaiste Eltern. „Wir sind mehr als ein Ort, an dem man Bibel-Expertise abfragen kann“, sagt Nicole Chibici. „Wir sind eine Außenstelle von Kirche.“ Dazu gehöre die Herausforderung, auch theologische Zusammenhänge einfach zu kommunizieren. „Wir sind eben das Gegenteil von Elfenbeinturm.“

Die Festwoche im Überblick
1. November, 19 Uhr, Marienkirche: Gospelkombinat Nordost singt
2. November, 19 Uhr, Neues in den Ausstellungen des Bibelzentrums
4. November, 19 Uhr, das Niederdeutsche im Bibelzentrum
6. November, 17 Uhr, ein Minecraft-Computerspiel-Event startet
8. November, 18 Uhr, Marienkirche: Die Engelspierken zeigen ihr Musical „Durchkreuzte Wege“
31. Oktober, Mitternacht, www.bibelzentrum-barth.de: Die „Digitale Schatzkiste“ öffnet sich