Predigttext (in Auszügen)
4 Und alles, was die Schrift sagt und was doch schon vor langer Zeit niedergeschrieben wurde, sagt sie unseretwegen. Wir sind es, die daraus lernen sollen; wir sollen durch ihre Aussagen ermutigt werden, damit wir unbeirrbar durchhalten, bis sich unsere Hoffnung erfüllt. 5 Denn von Gott kommt alle Ermutigung und alle Kraft, um durchzuhalten. Er helfe euch, Jesus Christus zum Maßstab für euren Umgang miteinander zu nehmen und euch vom gemeinsamen Ziel bestimmen zu lassen. 6 Gott möchte, dass ihr ihn alle einmütig und mit voller Übereinstimmung preist, ihn, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. 7 Darum ehrt Gott, indem ihr einander annehmt, wie Christus euch angenommen hat. 8 Ich spreche davon, dass Christus sowohl für das jüdische Volk als auch für die anderen Völker gekommen ist. Er ist ein Diener derer geworden, die beschnitten sind, ein Diener der Juden, um die Zusagen, die Gott ihren Stammvätern gegeben hatte, einzulösen und damit die Treue Gottes und die Wahrheit seines Wortes unter Beweis zu stellen. 9 Aber auch die anderen Völker preisen Gott, weil sie durch Christus sein Erbarmen erfahren haben. Das bestätigt die Schrift. Es heißt an einer Stelle: „Darum will ich mich vor den Völkern zu dir bekennen; zum Ruhm deines Namens will ich dir Loblieder singen.“ (…) 13 Darum ist es mein Wunsch, dass Gott, die Quelle aller Hoffnung, euch in eurem Glauben volle Freude und vollen Frieden schenkt, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer unerschütterlicher wird. NGÜ
Nicht aufgeben. Nur noch ein bisschen durchhalten. Wir schaffen das schon! Dieses Gefühl kennen wir, egal ob wir wie in diesen Tagen auf Weihnachten warten oder auf das Ende einer Zeit voller Angst und Leid. Getragen von Hoffnung schaffen wir es durchzuhalten, auch wenn der Rest des Weges schwer wird.
Als Kinder haben wir sehnsüchtig auf Weihnachten gewartet. Je älter wir werden, desto mehr wird der Advent von einer Zeit der Erwartung zu einer Zeit der Hetze. Und auch im übrigen Jahr gibt es Dinge, die uns Sorgenfalten auf die Stirn treiben: die Sicherheit unseres Arbeitsplatzes, Probleme in der Familie, schwere Krankheiten, drohende Armut und schließlich der Tod.
Das lässt sich im Grunde nur durchhalten, wenn man Hoffnung hat. Hoffnung auf etwas Größeres, oder vielmehr jemand Größeren: Jesus.
Er schafft, was niemand sonst kann. Er verkündigt die Gnade Gottes – und zwar nicht nur seinem eigenen Volk, sondern der ganzen Welt. Er bestätigt die Treue Gottes zu den Juden und lässt auch uns daran teilhaben. Alle Welt darf nun auf Gott hoffen und sich über sein Wirken in der Welt freuen. Es heißt nicht mehr „die“ gegen „uns“, sondern „wir gemeinsam“.
Zugegebenermaßen ist das noch nicht ganz erreicht. Es gibt immer noch Krieg in der Welt, genauso wie Hass und Gewalt und soziale Ungerechtigkeit. Dennoch hat mit Jesus und seiner Verkündigung das Reich Gottes begonnen. Mit seinem Leben und Wirken haben wir Menschen einen Vorgeschmack davon bekommen, und seit dem versuchen wir immer wieder mehr oder weniger erfolgreich an diesem Gottesreich mitzubauen. Einiges klappt, anderes scheitert grandios. Zum Beispiel schaffen wir es mittlerweile, deutlich mehr Lebensmittel auf der Welt zu produzieren, als alle Menschen weltweit zusammen essen können – aber nicht, diese gerecht zu verteilen und alle damit satt zu machen. Auch heute verhungern und verdursten noch Menschen, weil wir es nicht schaffen, uns als ein „Wir“ zu verstehen. Gott muss es unsagbar betrüben zu sehen, wie wir uns gegenseitig das Leben schwer machen bis zu dem Punkt, dass wir tatsächlich Waffen entwickelt haben, die die gesamte Menschheit mehrfach komplett vernichten können – und einander damit drohen.
Wenn man sich das vor Augen führt, dann wirkt Paulus mit seiner Hoffnung auf Einmütigkeit fast naiv. Man könnte meinen, Paulus hätte die Familienstreitereien zu Weihnachten vor Augen, wenn er die Christen beschwört „Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat“. Wen wundert es, wo er doch Juden und Christen als eine Familie sieht. Beide wollen Gott dienen. Beide sind verschieden und hoffen trotzdem auf den gleichen Gott. Beide haben die Zusage Gottes und niemand sollte sie dem anderen absprechen. Und Jesus ist der Schnittpunkt. Er selbst ist Jude und bestätigt damit die Treue Gottes zu den Juden. Gleichzeitig eröffnet er anderen Völkern die Gnade Gottes. Damit gibt er einen Vorgeschmack auf das, was uns am Ende der Zeiten erwartet: Dann ist es egal, zu welchem Volk wir gehören. Dann zählt nur noch das „Wir“. Weltweit. Für alle.