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Duisburger Filmwoche: Preis für “Einzeltäter” über rechte Anschläge

Auf dem diesjährigen Dokumentarfilmfestival der Duisburger Filmwoche sind am Samstagabend Auszeichnungen im Gesamtwert von 23.000 Euro vergeben worden. Der 3sat-Dokumentarfilmpreis ging an „Einzeltäter“ von Julian Vogel, der in drei Teilen auf das Leben der Opfer und Angehörigen der rechtsextremen Anschläge in München, Halle und Hanau blickt, wie das Festival mitteilte. Der Arte-Dokumentarfilmpreis geht an „Anqa“ von Regisseurin Helin Çelik, die Frauen mit Gewalterfahrung über ihre Traumata sprechen lässt. Der Preis der Stadt Duisburg geht an „Patterns Against Workers“ von Olena Newkryta. Darin verknüpft die Filmemacherin die Arbeitswelt von industriellen Näherinnen mit technischen Entwicklungen.

Der „Carte blanche“ Nachwuchspreis des Landes NRW geht an „Operation Namibia“ von Martin Paret über eine gescheiterte Schmuggelaktion via Segelboot von verbotenen Büchern im Jahr 1976 in das südafrikanisch besetzte Namibia. Der Publikumspreis der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ für den beliebtesten Film geht an „Vista Mare“ von Julia Gutweniger und Florian Kofler, die das Leben an der italienischen Adriaküste im Sommer und die Arbeit von Saisonkräften in Hotels, am Strand und der Müllabfuhr porträtieren.

Die Jury des 3sat-Preises würdigte Regisseur Vogel für seine Auseinandersetzung über das Leben von Betroffenen nach rechtsextremen Anschlägen, die sich gängigen Fernsehformaten entziehe. Mit seiner Montage aus dokumentarischen und essayistischen Szenen gebe er der Emotionalität und Trauer der Anschlagsopfer Raum und erlaube zugleich Sachlichkeit und analytische Distanz. Kontinuierlich weite Vogel dabei die Perspektiven und zeige systemisches Versagen und schmerzhafte Leerstellen auf.

Die Jury des Arte-Preises hob Çeliks visuelle Balance sowie den behutsamen und kompetenten Umgang mit ihren traumatisierten Protagonistinnen hervor. Deren Ringen um Worte und innere Bilder werde intensiv erlebbar.

Die Jury der Stadt Duisburg würdigte Filmemacherin Newkryta für ihre Bildsprachen, die die Gedanken der Näherinnen, Webmuster des Textilkapitalismus und Anweisungsmuster der Gegenwart miteinander verknüpften. Der Filmessay verbinde die unterschiedlichen Texturen von Handybildschirmen und gewebten Produkten auf eine beinahe spürbare Weise.