Ohne Wasser geht nichts auf der Erde. Doch in immer mehr Weltregionen herrscht Dürre – längst auch im Süden Europas. Ein neuer Bericht zeigt die dramatischen Folgen weltweit.
Immer mehr Menschen auf dem Planeten verlieren ihre Existenzgrundlage durch Dürrekatastrophen. Das ist das Ergebnis eines am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Berichts, der unter anderen von der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) erstellt wurde. Der Report “Dürre-Hotspots weltweit” zeigt dramatische Auswirkungen der Trockenheit von Südostasien über den Mittelmeerraum und Afrika bis Lateinamerika auf. Millionen von Menschen sind demnach wegen des Wassermangels von Hunger, Armut, Energieunsicherheit, Wirtschaftskrise und Flucht betroffen.
Seit 2023 hätten sich einige der verheerendsten Dürreereignisse der Geschichte ereignet, heißt es darin. “Dürre ist ein lautloser Killer. Sie schleicht sich ein, verbraucht Ressourcen und verwüstet Leben in Zeitlupe. Ihre Narben sind tief”, sagte UNCCD-Exekutivsekretär Ibrahim Thiaw. Der Co-Autor des Berichts und Direktor des US-amerikanischen National Drought Mitigation Center, Mark Svoboda, ergänzte: “Dies ist eine sich langsam entwickelnde globale Katastrophe, die schlimmste, die ich je erlebt habe.”
Allein in Ost- und Südafrika leiden dem Bericht zufolge mehr als 90 Millionen Menschen unter akutem Hunger. “Einige Gebiete erleben die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen.” In Äthiopien, Simbabwe, Sambia und Malawi kam es wiederholt zu Missernten von Mais und Weizen. In Somalia schätzte die Regierung, dass allein im Jahr 2022 rund 43.000 Menschen an dürrebedingtem Hunger starben. Anfang 2025 waren 4,4 Millionen Menschen – ein Viertel der Bevölkerung – von krisenhafter Ernährungsunsicherheit betroffen. “In Ostafrika haben sich erzwungene Kinderehen mehr als verdoppelt, da Familien auf der Suche nach Mitgiften waren, um zu überleben.”
Im Mittelmeerraum sind vor allem Spanien, Marokko und die Türkei massiv vom Wassermangel betroffen. Dieser beeinträchtige etwa die Olivenernte, den Viehbestand und den Tourismus. Die heimische Wasserversorgung sei etwa in Spanien durch den Grundwasserschwund gefährdet.
Im Amazonasbecken führten rekordniedrige Pegelstände der Flüsse in den Jahren 2023 und 2024 zu einem Massensterben von Fischen und unterbrachen die Trinkwasserversorgung und den Transport für Hunderttausende.
In Südostasien unterbrach Dürre die Produktion und die Lieferketten wichtiger Nutzpflanzen wie Reis, Kaffee und Zucker. Das Wetterereignis El Niño verstärkte 2023 und 2024 die ohnehin schon starken Auswirkungen des Klimawandels und führte zu Dürren in wichtigen landwirtschaftlichen und ökologischen Zonen, was die Preise für Grundnahrungsmittel weltweit in die Höhe treibe.
Am stärksten von den Dürre-Folgen betroffen sind laut Bericht Frauen, Kinder, ältere Menschen, Viehzüchter, Subsistenzbauern und Menschen mit chronischen Erkrankungen. “Zu den Gesundheitsrisiken zählen Cholera-Ausbrüche, akute Unterernährung, Dehydration und der Kontakt mit verschmutztem Wasser.”
Der Bericht fordert dringende Investitionen in die Dürrevorsorge, darunter bessere Frühwarnsysteme, eine resiliente Infrastruktur einschließlich netzunabhängiger Energie und alternativer Wasserversorgungstechnologien sowie “geschlechtergerechte Anpassung, um sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen nicht weiter marginalisiert werden”. Insgesamt brauche es mehr globale Zusammenarbeit, insbesondere beim Schutz grenzüberschreitender Flussgebiete und Handelswege.