Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wird 2025 mit dem Dresdner Friedenspreis geehrt. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werde die Institution für ihren jahrzehntelangen Einsatz für Menschenrechte und Grundfreiheiten gewürdigt, sagte der Geschäftsführer des Friedenspreises Dresden, Jürgen Bönninger, am Montag in Dresden. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Er soll am 16. Februar in der Dresdner Semperoper an den Präsidenten des Gerichtshofes, Marko Bosnjak, übergeben werden. Wer die Laudatio halten wird, steht noch nicht fest.
Der 1959 in Straßburg gegründete Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gehört zum Europarat. Er entscheidet zu Beschwerden, in denen Verletzungen der Menschenrechte und Grundfreiheiten gerügt werden. In einer Zeit der Verunsicherung und des Populismus müsse die Stimme des Europäischen Gerichtshofes mehr denn je gehört werden, hieß es. Es ist das erste Mal, dass der Dresdner Friedenspreis an eine Institution geht. Bisher wurden ausschließlich Einzelpersonen geehrt.
Der Gerichtshof sei ein „Markenzeichen Europas“, hieß es. Er stehe allen Menschen offen, vor allem auch besonders Schutzbedürftigen. Die Institution nehme sich auch der Belange von Menschen an, „die in ihrem Leben mit unüberwindbaren Schwierigkeiten konfrontiert sind“.
Bönninger erinnerte zudem an die Diktatur in der DDR, in der das Einklagen von Menschenrechten unmöglich gewesen und sogar strafrechtlich verfolgt worden sei. Dass mit der Preisverleihung gerade aus Dresden und damit aus Ostdeutschland eine „Botschaft für Frieden und Menschenrechte“ ausgehe, sei von besonderer Bedeutung.
Die Vizepräsidentin des Kuratoriums Friedenspreis Dresden und Rektorin der Technischen Universität Dresden, Ursula Staudinger, sagte, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte setze die Rechte des Einzelnen an die erste Stelle. Er sei davon überzeugt, „dass visionäre Friedensprojekte im Alltag beginnen sollten.“ Diese Botschaft sei heute besonders aktuell. Die europäische Institution könne neuen Mut sowie neue Hoffnung geben in einer Zeit, in der in Europa Krieg herrsche und viele Menschen den Glauben an Recht und Gerechtigkeit verloren hätten, sagte Staudinger.
In diesem Jahr war der russische Regimekritiker Alexej Nawalny (1976-2024) postum mit dem Dresdner Friedenspreis geehrt worden. Die Auszeichnung wird seit 2010 an Menschen und Institutionen verliehen, die sich in besonderem Maße um Frieden und Völkerverständigung verdient gemacht haben.
2024 wurde der Preis erstmals von der Initiative Friedenspreis Dresden ausgelobt. Zuvor war er vom Verein „Friends of Dresden“ jährlich rund um den Dresdner Kriegsgedenktag am 13. Februar in der Semperoper verliehen worden.
Zum Kuratorium des Friedenspreises gehören neben Staudinger unter anderem der Superintendent des Kirchenbezirks Dresden Mitte in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Christian Behr, der Politikwissenschaftler Hans Vorländer und die Direktorin des Stadtmuseums Dresden, Christina Ludwig. Präsident ist der FDP-Politiker und frühere Bundesinnenminister, Gerhart Baum.