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Doppelte Sprachschwierigkeiten

Die Lippische Landeskirche macht auf das Schicksal gehörloser Flüchtlinge aufmerksam

DETMOLD – Bei einem Willkommenstag für gehörlose Flüchtlinge im Landeskirchenamt in Detmold wurde auf die besondere Situation nach Deutschland geflüchteter gehörloser Menschen hingewiesen. Über deren Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen in einer ihnen fremden Umgebung, berichtete Harro Drescher (Köln), ehrenamtlicher Beauftragter für Migration und Flüchtlinge des NRW-Landesverbandes der Gehörlosen.
Landessuperintendent Dietmar Arends unterstrich, dass sich die Hörbehinderten-Beratungsstelle im Diakoniereferat der Lippischen Landeskirche mit dem dort tätigen Sozialarbeiter Bernd Joachim dafür einsetze, eine Brücke zu schlagen zwischen der gehörlosen und der hörenden Welt. Außerdem engagiere sich die Landeskirche in der Flüchtlingsberatung und -seelsorge, so der Landessuperintendent. Gehörlose Flüchtlinge, die es nach Deutschland geschafft hätten, sähen sich hier konfrontiert mit einer doppelten Barriere. Sie müssten sich in einer ungewohnten Umgebung mit einer in der Regel unbekannten Sprache und Kultur zurechtfinden, und die Gehörlosigkeit fordere ihnen für eine gelingende Integration zusätzliche Kraft und Beanspruchungen ab.
Der erste Schritt in der Betreuung der Menschen sei, ihnen Ansprechpartner zur Seite zu stellen, so Harro Drescher in seinem Vortrag. Den oftmals traumatisierten tauben Flüchtlingen müsse vermittelt werden, dass sie nicht allein seien. Wichtig sei ebenfalls eine Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit in Flüchtlingsunterkünften und bei den zuständigen staatlichen Behörden. Aufgrund der deutlich größeren Isolationsgefährdung gehörloser Flüchtlinge sei es sinnvoll, so Harro Drescher, für diesen Personenkreis spezielle Regelungen auf den Weg zu bringen, sie zum Beispiel nicht durch die Festlegung von Wohnorten zu vereinzeln.
Man müsse sich darüber im Klaren sein, berichtete der Experte, dass gehörlose Flüchtlinge wenigstens ein bis zwei Jahre intensiv betreut werden müssten. Es sei sehr schwierig, etwa arabischstämmigen Gehörlosen mittels der Gebärdensprache die Alltagskompetenzen zu vermitteln, die in Deutschland üblich sind, wie die Benutzung von Bus und Straßenbahn.
Noch schwieriger sei es, schriftliches Deutsch, wie es bei Asyl- oder Verwaltungsverfahren eine Rolle spiele, in eine nicht-deutsche Gebärdensprache oder in eine den Flüchtlingen geläufige Schriftform zu übersetzen. Harro Drescher bewertete es als unbedingt notwendig, kompetente Dolmetschleistungen zur Beseitigung von Kommunikationsbarrieren zu gewährleisten.