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Documenta-Generaldirektorin Schormann muss gehen

Weil in Kassel ein antisemitisches Kunstwerk gezeigt worden ist, muss die Generaldirektorin der Documenta jetzt weichen. Dem Jüdischen Verbandschef Fürst reicht das nicht.

Sabine Schormann, Generaldirektorin der Documenta, ist ihren Job los
Sabine Schormann, Generaldirektorin der Documenta, ist ihren Job losAndreas Fischer / epd

Kassel / Hannover. Vor dem Hintergrund des Antisemitismus-Eklats auf der Documenta in Kassel wird die in die Kritik geratene Generaldirektorin Sabine Schormann abberufen. Nach einer Krisensitzung des DocumentaAufsichtsrats teilten der Vorsitzende des Gremiums, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), und Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) mit, man habe einvernehmlich mit Schormann beschlossen, ihren Geschäftsführervertrag kurzfristig aufzulösen. Niedersachsens Jüdischer Verbandschef Michael Fürst hält den Schritt für überfällig, aber nicht ausreichend: „Es trifft auch den Aufsichtsratsvorsitzenden. Herr Geselle hätte auch zurücktreten müssen.“

Sich von der Generaldirektorin zu trennen, sei dem Gremium unverständlicherweise schwer gefallen, sagte der der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, dem epd. Dass er jetzt doch erfolgt sei, „ist ein Glück für die Documenta – hoffentlich kommt er noch rechtzeitig“. Fürst hatte die Abberufung Schormanns bereits vor rund einem Monat gefordert. Damals war das Bild „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi, auf dem antisemitische Darstellungen zu sehen waren, gerade verhüllt worden. Kurz darauf wurde es ganz entfernt.

Eine Nummer zu groß für Kassel?

Die jetzt angekündigte Aufarbeitung kann laut Fürst nur ein Ergebnis haben: „Wenn man das ernst meint, dann würde man sich vom Oberbürgermeister trennen.“ Er trage die Verantwortung dafür, dass der Aufsichtsrat nicht gleich reagiert habe. Geklärt werden müsse jetzt auch die grundsätzliche Frage, was die Documenta überhaupt zeigen wolle und ob sie nicht eine Nummer zu groß für Kassel sei.

Raffzähne und Schläfenlocke: Das Werk zeigt antisemitische Tendenzen
Raffzähne und Schläfenlocke: Das Werk zeigt antisemitische TendenzenAndreas Fischer / epd

Der Aufsichtsrat urteilte jetzt, die Präsentation des Bildes mit seiner antisemitischen Bildsprache habe eine „klare Grenzüberschreitung“ dargestellt. Die Vorgänge müssten aufgeklärt werden, „um weiteren Schaden für die Documenta abzuwenden“. Weiteren Hinweisen auf „mögliche antisemitische Bildsprache und Beförderung von israel-bezogenem Antisemitismus“ auf der documenta solle unter Hinzuziehung von Wissenschaftlern nachgegangen werden.


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Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßten die Abberufung Schormanns. „Es ist richtig und notwendig, dass nun die Aufarbeitung erfolgen kann, wie es zur Ausstellung antisemitischer Bildsprache kommen konnte, sowie die nötigen Konsequenzen für die Kunstausstellung zu ziehen“, sagte Roth der „Frankfurter Rundschau“.

Antisemitismus könne in keiner Form im Kulturleben akzeptiert werden, erklärte Klein. Dabei sei es gleichgültig, woher die Kulturschaffenden stammen. Der Beschluss des Bundestages zur sogenannten BDS-Bewegung sollte künftig „die verbindliche Richtschnur bei der Verwendung öffentlicher Gelder bei der Kulturförderung sein“. Der Grünen-Politiker und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, legte den Verantwortlichen des Aufsichtsrat per Twitter ebenfalls einen Rücktritt nahe. (epd)