Rosow. Schon auf den ersten Blick sieht man, dass diese Dorfkirche Rosow im Süden des Pommerschen Kirchenkreises etwas zu erzählen hat: von Zerstörung und Versöhnung, von Ende und Neuanfang. Hier, direkt an der Grenze zu Polen. Denn statt einer massiven Kuppel sitzt auf dem Turm der Kirche eine moderne Glas- und Stahlkonstruktion – seit zehn Jahren, seit der „Förderkreis Gedächtniskirche Rosow“ es geschafft hat, die Kirche zu restaurieren und zum Gedenkort zu machen.
Anfang Juni wurde dieses Jubiläum gefeiert. „In dieser Region, in der Deutsche und Polen zunehmend enger zusammen leben, ist die kleine Rosower Kirche Mahnmal vor wieder erstarkendem dumpfem Nationalismus und Zeichen der Hoffnung“, sagte Bischof Hans-Jürgen Abromeit in seiner Festpredigt. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs war das Gebäude in Flammen aufgegangen, die Inneneinrichtung verbrannte, der Turm wurde zum Stumpf. 1946 erlebte dann das ganze Dorf einen radikalen Wandel: Die östliche Ortsgrenze wurde zur Staatsgrenze. „Viele Vertriebene aus Ostpreußen, Schlesien und Hinterpommern fanden in Rosow eine neue Heimat“, erzählt Karl Lau, Kirchenältester und Vorsitzender des Förderkreises. In den Häusern, in denen sie gelebt hatten, siedelten sich wiederum Vertriebene aus dem Baltikum und Ostpolen an.
Förderkreis gegründet
2003 sei darum die Idee entstanden, aus der kriegsgeschädigten Kirche eine deutsch-polnische Gedenkstätte zu machen. „Wir wollten erzählen, wie es den Vertriebenen auf beiden Seiten der Grenze nach 1945 ergangen ist“, sagt Lau. So begannen er, andere Ehrenamtliche und ABM-Kräfte, fast 60 Zeitzeugen aus der polnisch-deutschen Grenzregion zu befragen und ihre Geschichten aufzuschreiben – ungefiltert, unkommentiert. „Der eine hat es so erlebt, der andere so. Wir haben das einfach zur Kenntnis genommen“, sagt Karl Lau.
Als damaliger Bürgermeister des Orts gründete er auch mit weiteren Engagierten den Förderkreis, um die Kirche im Dorf zu restaurieren; rund 20 bis 25 Mitstreiter hat er. „Die Kirche gehört doch zu unserer Heimat, unserem Glauben“, sagt Lau. Auch wenn von den rund 160 Rosowern fast niemand mehr zum Gottesdienst komme.