Sonntag: Psalm 125
Montag: 2. Korinther 6, 11–7, 1
Dienstag: 2. Korinther 7, 2-16
Mittwoch: 2. Korinther 8, 1-15
Donnerstag: 2. Korinther 8, 16-24
Freitag: 2. Korinther 9, 1-15
Samstag: 2. Korinther 10, 1-11
Die Geldsammlung für Jerusalem(8,1ff.) ist unter verschiedenen Gesichtspunkten interessant. An mehreren Stellen der Paulusschriften und der Apostelgeschichte wird die soziale, geschwisterliche Verantwortung untereinander betont. Arme und Reiche, Sklaven und Gemeindeglieder mit römischem Bürgerrecht, Witwen, Alte und Kinder sollten in einer Gemeinde so leben, dass sie sich beim Gang zum Tisch des Herrn ohne Neid in die Augen schauen konnten. Gütergemeinschaft und die Vision einer gerechten Gesellschaft führten sehr früh zu verlässlichen Strukturen der Versorgung, zu einer „sozialen Versöhnung“.
Die Sammlung für Jerusalem weist darüber hinaus noch in eine andere Richtung: Die weltweit verstreuten Christen-Gemeinden erinnern sich dabei an ihre Wurzeln, an die Stadt, in der alles begann. Dabei hilft die Gabe „nicht allein dem Mangel der Heiligen“, also der wirtschaftlichen Not, sondern sorgt auch dafür, dass „viele Gott danken“(9,12).
Ob damit zum ersten Mal so etwas wie Ausbildungsstätte oder ein Treffpunkt für den dringenden Ideenaustausch in der jungen, im rapiden Wachstum befindlichen Christenheit gemeint ist, mag dahingestellt sein. Zu diesem Zeitpunkt wäre das wohl noch zu hoch gegriffen, aber eben in Ansätzen möglicherweise erkennbar. Denn so ganz allmählich stellte sich in der frühen Christenheit die Frage nach der übergeordneten Autorität, die bei Streitigkeiten oder auch nur Unsicherheiten in Glaubensfragen feststellen würde, was als christlich gelten konnte und was nicht. Alexandria wuchs ebenfalls in diese Rolle hinein, Antiochia sowie Damaskus auch und erst dann Rom und noch später Byzanz. In der Zeit des Paulus war das aber noch nicht abzusehen. Bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 wollte man in dieser Stadt die Wurzeln bewahren, und genau das kam auch in der genannten Kollekte zum Ausdruck.
In den Kapiteln 10 und 11 setzt sich Paulus wieder mit seinen Widersachern auseinander. Spöttisch nennt er sie sogar „Super(Über)-Apostel“ (11,5) und erläutert, dass er selbst sich ausschließlich als von Christus bevollmächtigt sieht. „Apostel“ ist seine Selbstbezeichnung. „Apostolos“ wurde im Umgangsgriechisch ursprünglich eine Flottenexpedition beziehungsweise ihr Anführer genannt, später klang die Bedeutung „die Absendung“ oder auch „Sendschreiben“, sogar der „Reisepass“ mit. Die Urgemeinde bezeichnete dann aber ausschließlich ihre zur Verkündigung beauftragten und bevollmächtigten Sendboten so.