Sonntag: Psalm 109
Montag: Judit 13, 12-25
Dienstag: Judit 13, 26-14, 6
Mittwoch: Judit 14, 7-15, 5
Donnerstag: Judit 15, 6-16
Freitag: Judit 16, 1-22
Samstag: Judit 16, 22-31
Was jetzt noch folgt, ist ein Abgesang. Der Tod des Feldherrn wird entdeckt. Rasende Panik ergreift die assyrischen Soldaten, während Judit mit ihrer Dienerin längst wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist. Die lähmende Mutlosigkeit in den Herzen der Israeliten ist überwunden, die Feinde werden beherzt angegriffen und geschlagen. Der Hohepriester belobigt Judit: Du bist die Krone Jerusalems, du bist die Wonne Israels, du bist die Ehre unseres Volkes! (15,12).
Der eigentliche Tathergang war sehr viel nüchterner berichtet worden, ohne grausame Einzelheiten. Zwar wird von Holofernes nur berichtet, dass er lüstern auf diese schöne Frau war, aber viele Künstler schließen nicht aus, dass da möglicherweise Liebe mit ins Spiel kam und die Tat nur möglich war, weil sich die beiden von all den anderen anwesenden Offizieren zurückgezogen hatten. Ein Gastmahl, bei dem zwanzig Leute besinnungslos besoffen waren, wäre doch ein wenig unwahrscheinlich, irgendeiner wäre Judit doch wohl in den Arm gefallen, als sie das Schwert hob. Aber wenn man diesen Gedanken weiterverfolgt, kommt man auf die Frage: Ist die vorgetäuschte Liebe ein hehres Motiv oder ein besonders gemeines, weil es das Höchste, was zwischen Mann und Frau geschehen kann, entsetzlich pervertiert?
Die ethische Bewertung von Handlungen in Ausnahmesituationen ist unglaublich schwierig – vorausgesetzt, dass ein einzelner Mensch durch eine einzige Tat eine Not beheben kann. Die Männer des 20.Juli haben sich während der Nazi-Diktatur diesem Gewissenskonflikt sehr bewusst als Christen gestellt. Dietrich Bonhoeffer hat Argumente für diese Gewissensnot festgehalten. Bei Judas Makkabäus waren es ebenfalls wenige, die den gewaltsamen, bewaffneten Widerstand gegen eine Übermacht wagten, sie kämpften militärisch in der Tradition König Davids gegen einen Goliath. Während die Gemeinde im babylonischen Exil ohne jede Waffe – zwangsläufig – den Glauben und die Tora-Tradition bewahren musste, geschieht es hier auf andere Weise. In vielen deutsch-jüdischen Gesprächen der letzten Jahrzehnte haben solche Gedanken eine Rolle gespielt. Während viele Deutsche nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges für sich das Fazit zogen: Nie mehr mit Waffen!, ist in Israel das Bewusstsein verbreitet: Es mag kommen, was will, wir werden nie mehr ohne Waffen sein!
Dem Buch Judit sind diese Gedanken noch fern und fremd. Es ist vielmehr als Trostbuch geschrieben für Menschen in schwerer, angefochtener Zeit.