Sonntag: Psalm 119, 137-144
Montag: Nehemia 1, 1-11
Dienstag: Nehemia 2, 1-20
Mittwoch: Nehemia 4, 1-17
Donnerstag: Nehemia 5, 1-19
Freitag: Nehemia 6, 1–7, 3
Samstag: Nehemia 8, 1-18
Mit Nehemia gehen wir zwei Generationen weiter. Er war Mundschenk bei einem von Kyros Nachfolgern (wohl Artaxerxes I, 465-424 v.Chr.) und dann zwölf Jahre lang Statthalter von Juda, bis er schließlich wieder nach Babel zurückging. Er hat das Werk des Esra gegen erhebliche Widerstände aus dem eigenen Volk fortgesetzt und Jerusalem durch eine neue Mauer geschützt und vor allem den Tempel wiederaufgebaut. Gleichzeitig verschaffte er den überkommenen Gottesgesetzen aus der Mosezeit erneut Geltung.
Das Volk Israel wurde sich so seines alten Glaubens neu bewusst. Es fand seine Seele wieder! Dass Nehemia damals unter den Missbräuchen auch die konfessionsverschiedenen Mischehen strikt verboten hat (was zur nachhaltigen Abspaltung der Samariter führte), mag aus heutiger Sicht problematisch sein, damals spiegelte dieses Problem die unterschiedliche Situation des Landes in Israel und Judäa.
Das Nordreich lag eben offener zu Nachbarn als Judäa und Jerusalem, so dass die Bevölkerung dort offenbar sehr viel homogener sein konnte. Der Aufbau Jerusalems und des Tempels unter Nehemia geschieht streng und straff. Ämter werden nur an Vertrauensleute vergeben. Abschottung vor den Nachbarn ist die Triebfeder politischer Entscheidungen.
Die Araber, die Nehemia eine Falle stellen wollten, sind wohl Beduinen. Das ist auch ein uralter Konflikt in dieser Region: Die Sesshaften und diejenigen, die mit den wenigen Wasser- und Weidestellen vor allem in Trockenzeiten nur dann auskommen konnten, wenn sie ständig unterwegs waren, haben sich schon immer misstrauisch beäugt.
Wenn man heute im Garten der evangelischen Propstei in Jerusalem sitzt und diese Worte liest, spürt man etwas von den Spannungen der Geschichte und den gewaltigen wirbelnden Kräften der Gegenwart. Garant des Glaubens und der Nähe Gottes ist der Tempel von heute nur sehr bedingt. Vielleicht für einige, aber es könnte sein, dass der Schlüssel zum Frieden zwischen den Völkern dort liegt.