Die Diakonie Deutschland und drei diakonische Landesverbände haben am Mittwochabend in der Leipziger Nikolaikirche einen „Demokratie-Dialog“ veranstaltet. Diskutiert wurden soziale und gesellschaftliche Themen mit Blick auf die für September bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg.
Der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, wies auf die Bedeutung der Sozialpolitik hin. Sie sei „wichtiger denn je“, sagte er. Wo soziale Probleme ungelöst bleiben, hätten es extreme politische Kräfte leichter.
Nach Ansicht von Schuch sind die Landtagswahlen „zu wichtig für Denkzettel“. „Daher ist gute Information sehr wertvoll“, sagte er. Gerade mit ihrer Sozialpolitik würden die Parteien tief in den Alltag der Menschen eingreifen. Eine „inklusive, vielfältige und solidarische Gesellschaft“ sei Extremen ein Dorn im Auge.
Schuch hatte im Frühjahr in einem Interview gesagt, dass überzeugte AfD-Wähler nicht bei der Diakonie arbeiten könnten. Bei seinem Besuch in Leipzig betonte er nun: Die Menschen müssten bei der Diakonie „unbedingt das Gefühl und die Gewissheit haben, dass sie sich anvertrauen können“. Dazu gehöre auch, dass sie angenommen werden, egal, woher sie kommen und wie sie sind.
„Wenn wir das nicht gewährleisten können, dann haben wir die Berechtigung für diakonisches Wirken verloren“, sagte Schuch. Grundgedanke der Diakonie sei die Annahme eines jedes Menschen.
Beschäftigte mit radikalem Gedankengut seien nicht mehr in der Diakonie aufgehoben, sagte Schuch. Da müsse es auch arbeitsrechtliche Konsequenzen geben. Der Politikwissenschaftler Johannes Varwick lobte „den Mut, so klar in der Auseinandersetzung zu sein“. Das sei vorbildlich. „Man kann die Dinge nicht einfach so laufen lassen“, sagte er, sondern müsse klare Kante zeigen.
Die Autorin und Regisseurin Grit Lemke sagte, Hass und Gewalt hätten längst System. Vieles, was gesellschaftlich engagierte Menschen gerade auf dem Land erlebten, würde gar nicht bekannt. Auch habe sich im ländlichen Raum Vielfalt viel weniger entwickeln können als etwa in großen Städten.
Der letzte Außenminister der DDR, Markus Meckel, stellte die Frage: „Sind wir bereit, Menschen zu unterstützen, mutig zu sein?“ Auch er betonte: „Die soziale Frage ist der Boden dafür, Demokratie und Selbstbestimmung wachsen zu lassen.“