Der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, hat die mögliche künftige Koalition aus Union und SPD zu Investitionen in die soziale Daseinsvorsorge aufgefordert. „Wir erwarten, dass das geplante Infrastrukturprogramm sich nicht ausschließlich auf Bau- und Verkehrsinfrastruktur beschränkt, sondern auch die soziale und die gesundheitliche Infrastruktur berücksichtigt“, sagte Schuch beim traditionellen Wichernempfang des evangelischen Wohlfahrtverbands.
Mit dem Ergebnis der Koalitionsverhandlungen erwarte er „entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft einer freiheitlichen, einer sozial gerechten und einer demokratischen Gesellschaft“, betonte Schuch. Die Herausforderungen seien enorm, sagte er und nannte als Beispiele wachsende Ungleichheit, Gefühle von Unsicherheit, Verlusterfahrungen und Statusängste. Sie böten ein „Einfallstor für antidemokratische und nationalistische Anschauungen“.
Festgottesdienst für Vorständin Elke Ronneberger
Mit einem Festgottesdienst war zuvor Elke Ronneberger als neue Sozialvorständin des Bundesverbands ins Amt eingeführt worden. Sie kündigte an, bei ihrer Arbeit einen Fokus auf das Thema Wohnen legen zu wollen. „Bezahlbarer Wohnraum ist eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit“, erklärte sie.

Vor allem für Menschen und Familien mit geringen Einkommen müsse sozialer und ökologisch verträglicher Wohnraum geschaffen werden. „Mieten dürfen nicht mehr als 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens kosten“, forderte die Diplom-Pädagogin, die ihr Amt seit Jahresanfang ausübt und zuvor zur Geschäftsführung des Diakoniewerks Kloster Dobbertin gehörte, einem der großen sozialen Träger in Mecklenburg-Vorpommern.
Beim Wichernempfang in der Berliner Stadtmission wurde mit Gästen aus der Sozialbranche, Kirche, Politik und Gesellschaft an den 80. Todestag des Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer erinnert. Bonhoeffer, der zur NS-kritischen Bekennenden Kirche gehörte, wurde am 9. April 1945 im NS-Konzentrationslager Flossenbürg ermordet.
Huber würdigt Bonhoeffer
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bonhoeffer-Biograf Wolfgang Huber sagte, Bonhoeffer habe die Diakonie als Kern des Gemeindelebens verstanden, nicht als Aufgabe in gesonderten Einrichtungen. Bonhoeffers Vorbild heiße auch, „Spielräume der Mitmenschlichkeit“ zu suchen. Das „Verblüffende unserer Zeit“ zeige sich daran, dass die vorhandene Entlastung durch technische Geräte „keine Spielräume für Zuwendung zu den Menschen“ entfalte, sagte der Berliner Altbischof in seiner Festrede.