Nach Ansicht des Diakonischen Werks Mecklenburg-Vorpommern muss das Land mehr für Menschen tun, die von Armut betroffen sind. „Die Landesregierung hat es bislang versäumt, einen Armuts- und Reichtumsbericht für Mecklenburg-Vorpommern vorzulegen. Dies ist aus unserer Sicht jedoch die Grundlage einer zielgenauen und effektiven Armutsprävention und -bekämpfung“, sagte Diakonie-Vorständin Henrike Regenstein am Dienstag laut einer Mitteilung der Diakonie MV.
Wünschenswert seien auch Informationsangebote sowie Fortbildungen zu armutssensiblem Handeln, sagte Regenstein. Armutsbetroffene müssten beteiligt und die Landesarmutskonferenz MV bei der Erarbeitung von Gesetzen und Stellungnahmen auf Landesebene einbezogen werden.
Die Diakonie MV stellte laut Mitteilung am Dienstag, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut, in Wismar ihr Armutspositionspapier vor und übergab es ans Schweriner Sozialministerium. Dem 26-seitigen Papier zufolge ist Armut eine zentrale Herausforderung für Gesellschaft und Politik. Je weiter die Verarmung voranschreite und damit die soziale Ausgrenzung breiter Teile der Bevölkerung von gesellschaftlicher Teilhabe, umso stärker seien der soziale Zusammenhalt und letztlich die Demokratie gefährdet, hieß es.
„Mit diesem Papier wollen wir einen entscheidenden Beitrag zur Sensibilisierung für die Betroffenen und zur Armutsbekämpfung in unserem Land leisten“, sagte Regenstein. „Gemeinsam mit unseren Einrichtungen haben wir Bedarfe in den Lebenslagen von Kindern bis Menschen im hohen Alter analysiert und Lösungsansätze entwickelt.“
In dem Positionspapier heißt es, von Armut bedroht sei, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung hat. Laut Mikrozensus nehme die Armutsgefährdungsquote in MV mit 19,4 Prozent einen der höchsten Werte im Vergleich der deutschen Bundesländer ein. Aus einer Berechnung der Bundesagentur für Arbeit gehe hervor, dass in MV 11,2 Prozent der Kinder unter 18 Jahren in Bedarfsgemeinschaften einen Anspruch auf SGB II-Leistungen haben.
Die Diakonie schlägt in dem Papier unter anderem folgende Lösungsansätze vor: den Ausbau flächendeckender „Familienzentren“, eine Stärkung der Gesundheitsbildung sowie für Wohnungslose einen kostenfreien Zugang zu Trinkwasser, Schatten, Sonnenschutzcreme und WCs.
Der Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt muss laut Papier auch für Menschen mit Behinderung erleichtert werden. Landeseigene Kantinen sollten Lebensmittel für die Tafeln spenden. Auf die Bundeswehr sollte Einfluss genommen werden, damit Tafel-Einrichtungen in Bundeswehrnähe die nicht verbrauchten Lebensmittel bekommen.
Das Diakonische Werk MV ist mit über 16.000 hauptamtlichen und über 2.200 ehrenamtlichen Mitarbeitenden in rund 1.000 gemeinnützigen Einrichtungen und Diensten einer der größten Wohlfahrtsverbände im Nordosten. Das Betätigungsfeld reicht von der Kinder- und Jugendhilfe, der Familien- und Altenhilfe über vielfältige Beratungs- und Behandlungsangebote, die Gefährdetenhilfe und Behindertenhilfe bis hin zu den Freiwilligendiensten und der Aus-, Fort- und Weiterbildung.