„Die Arbeit der Missionare hat das Leben der Menschen grundlegend verändert.“ Bischof Stephen Munga erinnerte beim Jubiläumsgottesdienst in Tanga an die Anfänge der Nordost-Diözese in dem tansanischen Küstenort. „Es begann mit der Fürsorge für freigekaufte Sklavenkinder; die Heilung von Kranken und die Bildung für junge Menschen kamen dazu.“ In 125 Jahren hat seine Kirche für das geistliche und leibliche Wohl der Menschen gesorgt. Darin sieht Munga die Gnade Gottes – und für die Zukunft eine bleibende Herausforderung. Diakonie und Bildung bleiben Arbeitsschwerpunkte.
Fünf Blechblasinstrumente und die Predigt im Eröffnungsgottesdienst am Samstag, 4. Juli, waren die Jubiläumsgabe von Regine Buschmann. Sie vertrat die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Zudem ist sie die Moderatorin der Vereinten Evangelischen Mission. Auch Oberkirchenrat Ulrich Möller und MÖWe-Pfarrerin Kirsten Potz waren angereist, um im Festgottesdienst am folgenden Sonntag die Predigt und das Grußwort aus Westfalen zu halten, begleitet von Delegationen ostwestfälischer Kirchenkreise. Etwa 6000 Menschen nahmen an dem Open-Air-Gottesdienst teil. 500 Sängerinnen und Sänger und 125 Bläser, darunter die Betheler, und ein Massai-Chor machten die fünfeinhalb Stunden zu einem Erlebnis. In einem weiteren Gottesdienst am Montag brachten die Vertreter vieler Partnerschaften aus Deutschland, Schweden, Finnland und Pennsylvania (USA) mit Grüßen und Glückwünschen den Reichtum langjähriger Verbundenheit über mehrere Kontinente zum Ausdruck.
Dass die Arbeit der im Vergleich mit Muslimen und anderen christlichen Konfessionen kleinen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) auch vom Staat geschätzt wird, zeigte der Besuch des muslimischen Präsidenten Jakaya Kikwete gegen Ende des Gottesdienstes. Er überraschte die Festgäste mit dem christlichen Gruß „Der Herr sei gelobt!“ und dankte der Kirche, dass sie die soziale Arbeit der Bethel-Missionare fortsetzt. „Freiheit und Hoffnung hat die Kirche den Sklavenkindern geschenkt. Das ist das größte Geschenk, das man einem Menschen machen kann.“ Angesichts der vor den Wahlen im Oktober zunehmenden Spannungen zwischen Christen und Muslimen im bisher friedlichen Tansania hielt der scheidende Präsident ein Plädoyer für Religionsfreiheit und Friedfertigkeit. Religiöse Führer stünden in der besonderen Verantwortung, auf die Menschen einzuwirken, da religiöse Spannungen leicht zu einem Flächenbrand werden. Bischof Munga hatte seinerseits bereits versprochen, das Land auf einem friedlichen Weg zu unterstützen. „Wir wollen nicht nur den Christen, sondern allen Tansaniern dienen“, betonte er. In diesem Geist arbeiten auch die vielen diakonischen Einrichtungen und Bildungsstätten der Diözese.
Am Montag brachen fast 200 junge Leute zu einer 180 km langen Wanderung von Tanga an der schwül-heißen Küste bis nach Lushoto in die kühlen Usambara-Berge auf, als Signal, dass die frohe Botschaft des Evangeliums weitergeht. Genauso beeindruckend: Der von Posaunen angeführte Festzug der Wanderer und der in- und ausländischen Amtsträger in ihren weißen Talaren quer durch Lushoto zur Kathedrale. Die Abschlusspredigt hielt der dem Kirchenverbund der ELCT vorsitzende Bischof Alex G. Malasusa: „Nur eine Kirche, die den Spaltungen in der Gesellschaft entgegenwirkt, zeigt das Gesicht Gottes.“