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Deutschlands erster Cannabis-Club beginnt mit Ernte

Deutschlands erster Cannabis-Club steht kurz vor seiner ersten Ernte. Ab Dienstag (15. Oktober) können die Pflanzen geerntet und anschließend getrocknet werden, sagte der Vereinsvorsitzende des „Cannabis Social Club Ganderkesee“, Daniel Keune, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Voraussichtlich ab dem 8. November könnten die registrierten Vereinsmitglieder die substanzhaltigen Blüten dann erwerben.

„Es ist ein historischer Moment für uns – wir schreiben bundesweit Geschichte“, sagte Keune. Als erster Club legal Cannabis abgeben zu dürfen, sei ein Privileg und ein Zeichen für den gesellschaftlichen Wandel. „Wir freuen uns darauf, Verantwortung zu übernehmen und ein sicheres Produkt für Konsumenten zu schaffen.“ Der Club in Ganderkesee war der bundesweit erste, der nach dem neuen Gesetz zugelassen wurde.

Laut Keune wird etwa die Hälfte der rund 400 an einem geheimen Ort angebauten Pflanzen geerntet. Es seien die Sorten „Girls Scout Cookies“, „Critical Kush“ und „Black Domina“. Die Grammpreise bewegten sich zwischen 8 und 12 Euro. Der Anbau und die Abgabe werden von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen überwacht.

18- bis 21-Jährige dürfen dem Gesetzgeber zufolge bis zu 30 Gramm getrockneten Cannabis im Monat erhalten, dessen THC-Gehalt 10 Prozent nicht übersteigt. Das Tetrahydrocannabinol (THC) ist der berauschende Bestandteil der Pflanze. Wer älter als 21 ist, darf im Monat bis zu 50 Gramm vom Club beziehen. Laut Keune lassen sich mit einem Gramm Cannabis etwa drei Joints drehen.

Die Cannabis-Clubs dürfen laut Gesetz höchstens 500 Mitglieder aufnehmen und ausschließlich an diese die Droge abgeben. „Unser Club ist voll und es befinden sich mehrere Hundert Leute auf der Warteliste“, sagte Keune. Darum seien nun einige Gründungsmitglieder wieder aus dem Verein ausgetreten, um nach demselben Konzept zwei neue Vereine in Delmenhorst und Oldenburg zu gründen. „Wir wollen die vielen Leute auf der Warteliste nicht dem Schwarzmarkt überlassen.“ Die neuen Clubs seien keine Filialen, sondern „völlig unabhängig voneinander“, unterstrich Keune.

Doch nicht alle sind von der Legalisierung der Droge begeistert. Die Suchtexpertin Angela Wenzel warnte erst vor wenigen Tagen vor den Folgen für Kinder und Jugendliche, für die Erwachsene Vorbilder sind: „Wenn Erwachsene diese Drogen legal konsumieren dürfen, werden die Gefahren des Konsums für jungen Menschen verharmlost. Von einer Vorbildfunktion Erwachsener kann dann nicht mehr die Rede sein“, sagte die Chefärztin der diakonischen Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn bei Oldenburg.

Cannabis verändere die Hirnreife bei Kindern und Jugendlichen und könne im schlimmsten Fall zu nicht reversiblen Störungen wie Depressionen, Ängsten oder Psychosen führen, mahnte die Expertin. „Sie können nicht abschätzen, welche Gefahren der Cannabis-Konsum birgt.“