Deutschlands älteste Seemannsmission in Bremen hat am Donnerstagabend mit einem traditionellen norddeutschen Labskaus-Essen ihr 170-jähriges Bestehen gefeiert. Zu dem Benefizessen sind nach Angaben von Seemannsdiakon Magnus Deppe knapp 200 Gäste aus Politik, Hafenwirtschaft und Kirche gekommen. Ihren Ursprung hat die Einrichtung im Jahre 1854, als der Bremer Reeder und Kaufmann Friedrich Martin Vietor ein Haus für Seeleute eröffnete.
Bremen gehört zum weltweiten Netzwerk der evangelischen Deutschen Seemannsmission mit 33 Stationen im In- und Ausland: Haupt- und Ehrenamtliche leisten dort auf Schiffen, in Seemannsclubs und in Seemannsheimen unabhängig von Nationalität und Religionszugehörigkeit Seelsorge und Sozialarbeit für Seeleute aus aller Welt. Die Arbeit wird aus Kirchensteuern, öffentlichen Mitteln, freiwilligen Schiffsabgaben der Reeder und Spenden etwa beim Labskaus-Essen finanziert.
„Wir haben 25 ehrenamtliche Mitarbeiter und besuchen fast alle Schiffe, die Bremen anlaufen“, sagte Deppe. Das seien zwischen 1.600 und 2.000 Frachter pro Jahr. „Es ist uns wichtig, dass die Seeleute bei uns ein wenig abschalten können“, bekräftigte der Diakon, der mit seinem Team auch Crew-Mitglieder zum Einkaufen in die Stadt fährt, wenn nötig im Krankenhaus besucht und zur Freizeit im Seemannsclub „Light House“ empfängt.
Zum Labskaus-Essen lädt die Bremer Seemannsmission seit vielen Jahren ein. Das traditionelle Gericht besteht im Grundsatz aus zwei Zutaten und einer Handvoll Beilagen: Zum Stampf aus Fleisch und Kartoffeln gibt es meist Bismarckhering, Rollmops oder Matjes sowie Rote Bete, Spiegelei und saure Gurke.
Der Legende nach wurde Labskaus schon vor Jahrhunderten auf Segelschiffen gegessen. Ein einfallsreicher Schiffskoch soll Pökelfleisch durch den Wolf gedreht und mit anderen Zutaten zu einem Brei verkocht haben. Das war wichtig, denn viele Seemänner litten an der Vitaminmangel-Krankheit Skorbut, die auch dazu führte, dass ihnen die Zähne ausfielen.