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Deutschland zeigt zum Geburtstag des Grundgesetzes Flagge

Flagge zeigen – zum Geburtstag des Grundgesetzes hüllt sich Deutschland in Schwarz-Rot-Gold. Auch zur Europameisterschaft gibt es wieder viele Gelegenheiten, die deutschen Farben zu zeigen. Doch viele haben Vorbehalte.

“Unsere Demokratie ist unter Beschuss – von mehreren Seiten. Wir halten ihr ein Schutzschild vor.” Mit diesen Worten hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zum Geburtstag des Grundgesetzes am Donnerstag landesweite Beflaggung angeordnet. Nicht nur an Rhein und Ruhr: Ganz Deutschland präsentiert an diesen Tag seine Nationalfarben Schwarz, Rot, Gold.

“Unsere Staatssymbole stehen für die freiheitliche demokratische Tradition der Bundesrepublik Deutschland. Sie dienen der Identifikation der Bürger mit ihrem Staat”, betont das Bundesinnenministerium. Dabei haben sich die Deutschen mit ihrer Flagge meist schwer getan. Selbst beim Gewinn der Weltmeisterschaften 1954, 1974 und 1990 spielte die Fahne eine geringe Rolle. Erst das “Sommermärchen” der Fußball-WM 2006 im eigenen Land veränderte das.

Ihren Ursprung hat die deutsche Trikolore beim mythenumwobenen Lützowschen Freikorps, das 1813/1814 gegen Napoleon kämpfte. Die Freiwilligen trugen schwarz gefärbte Uniformen, verziert mit roten Aufschlägen sowie goldenen Knöpfen. Einige der Freiwilligen gründeten 1815 die Jenaer Ur-Burschenschaft. 1816 erhielt die Studentenvereinigung ein Banner: eine in Rot-Schwarz-Rot dreigeteilte, goldumsäumte und mit einem goldenen Eichenzweig versehene Fahne. 1817 auf dem Wartburgfest wurde sie zum Wahrzeichen der gesamten Burschenschaft. Sie stand für politische Einheit und Freiheit.

Den akademischen Raum verließen die Farben auf dem Hambacher Fest. Am 27. Mai 1832 versammelten sich mehr als 30.000 Patrioten und Demokraten in der Pfalz, um gegen Zensur und Fürstenwillkür zu protestieren. Es war die erste Großdemonstration der deutschen Geschichte. Dabei wurde die schwarz-rot-goldene Fahne mit der Aufschrift “Deutschlands Wiedergeburt” auf dem Turm der Hambacher Schlossruine gehisst.

Für Staatskanzler Metternich war das “versuchte Aufreizung zum Umsturz”. Der Bundestag in Frankfurt verbot das öffentliche Tragen der schwarz-rot-goldenen Farben. Währenddessen forderte Heinrich Heine: “Pflanzt die schwarz-rot-goldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums…”

Spätestens mit der Revolution 1848 wurden Schwarz-Rot-Gold als explizit deutsche Farben wahrgenommen. “Pulver ist schwarz, Blut ist rot, golden flackert die Flamme” lautete das Kampflied Ferdinand Feiligraths. Als am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche erstmals die Nationalversammlung tagte, waren die Straßen und der Sitzungssaal in Schwarz-Rot-Gold geschmückt.

Doch schon wenig später, nach dem Scheitern der Revolution, wurden die Farben erneut verboten. Bismarck ereiferte sich über “die Farben des Aufruhrs und der Barrikaden”. Stattdessen setzte sich im Kaiserreich das “Schwarz-Weiß-Rot” durch – eine Verbindung der preußischen Farben Schwarz-Weiß mit den Hansefarben Weiß-Rot.

Es sollten gut 60 Jahre vergehen, bis die Fahne von 1848 erneut ins Rampenlicht rückte: “Die Reichsfarben sind Schwarz-Rot-Gold”, hieß es in der Weimarer Verfassung. Doch Deutschland war gespalten: Kaisertreue und Radikale machten das Symbol der Republik verächtlich. Die Nazis höhnten von Schwarz-Rot-Senf oder Schwarz-Rot-Scheiße. Nach 1933 wurde die Hakenkreuzfahne zur alleinigen Reichsflagge.

Das Grundgesetz kehrte zu Schwarz-Rot-Gold zurück. Auch in der ersten Verfassung der DDR wurden 1949 diese Farben zu den Nationalfarben erklärt. 1959 fügte Ostberlin Ährenkranz, Hammer und Zirkel dazu. Gleich nach der Öffnung der Mauer am 9. November 1989 trennten viele DDR-Bürger diese Embleme wieder heraus. Seit dem 3. Oktober 1990 symbolisiert Schwarz-Rot-Gold die staatliche Einheit Deutschlands.

Zur kommenden Fußball-Europameisterschaft wird sich wieder zeigen, wie sehr sich die Deutschen mit ihren Nationalfarben identifizieren. Allerdings: Auch AfD und Pegida nutzen die Fahne seit einiger Zeit für ihre Zwecke.

Immerhin ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass die Mehrheit der Bundesbürger gerne deutsche Flaggen im Stadtbild sieht. 28 Prozent votierten voll und ganz für die Aussage: “Ich mag es, deutsche Flaggen im Stadtbild zu sehen”. Ein knappes Drittel stimmte eher zu. Gut ein Viertel lehnte die Aussage ganz oder eher ab.