In Deutschland leben immer mehr griechisch-katholische Ukrainer. Ihre mit Rom verbundende (“unierte”) Kirche will für sie eine Diözese errichten. Der Vatikan möchte jetzt wissen, wie die deutschen Bischöfe das sehen.
Deutschland bekommt möglicherweise demnächst ein 28. katholisches Bistum. Laut einem Bericht des “KNA Hintergrund” hat die Deutsche Bischofskonferenz bestätigt, dass die Vatikanbehörde für die orientalischen Kirchen die Bischofskonferenz gebeten habe, zu einem entsprechenden Gesuch der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche (UGKK) an Rom Stellung zu nehmen. Die UGKK will, dass der Heilige Stuhl die Apostolische Exarchie für die katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien in den Rang einer Eparchie (Diözese) erhebt.
Die Bischofskonferenz wird ihre Stellungnahme nach Angaben von Pressesprecher Matthias Kopp “so bald wie möglich abgeben”. Zuvor seien “eine Reihe von komplexen staatskirchenrechtlichen Fragen und praktischen Auswirkungen zu prüfen und zu erörtern, die mit einer solchen Entscheidung verbunden wären”. Es handele sich um “einen internen Beratungsprozess, über den wir keine Auskunft geben”, so der Sprecher.
Das Oberhaupt der UGKK, Kiews Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, hatte Ende Mai bei einem Gottesdienst in München bekannt gegeben, dass seine Kirche ihren Beschluss Papst Franziskus zur Prüfung vorgelegt habe, aus der 1959 in Deutschland gegründeten Exarchie eine Eparchie zu machen.
In katholischen Ostkirchen heißt die Vorstufe zu einer vollwertigen Diözese “Exarchie” oder “Exarchat”. “65 Jahre Exarchat sind ein bisschen zu lang”, so Schewtschuk. Es solle eine Diözese entstehen, “in der der Bischof alle notwendigen Rechte und Kompetenzen eines regierenden Bischofs hat und nicht Gast, sondern Vollmitglied der Deutschen Bischofskonferenz ist”.
Der Großerzbischof erinnerte in einem KNA-Interview daran, dass Papst Benedikt XVI. (2005-2013) die Exarchate der UGKK in Frankreich und Großbritannien zu Eparchien erhoben hatte. “Wenn der Heilige Vater 2013 den Status für Frankreich und Großbritannien geändert hat, warum sollte Deutschland diskriminiert werden?”, so Schewtschuk. Es gebe in der Bundesrepublik wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nun viel mehr griechisch-katholische Gläubige.
Die UGKK ist die größte Ostkirche, die mit Rom verbunden ist. Ihre Gottesdienste feiert sie wie die orthodoxen Christen im byzantinischen Ritus. Die Kirche weiht auch verheiratete Männer zum Priester, nicht aber zum Bischof. Papst Johannes XXIII. (1958-1963) schuf für die in Deutschland lebenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus 1959 eine Exarchie mit eigener Jurisdiktion, die direkt dem Papst untersteht – vergleichbar mit einem Apostolischen Vikariat der lateinischen Kirche.