Mit einem weißen Blatt und einem Bleistift geht es los. Sicher fliegen die Hände über das Papier. Holger Pyka entwirft einen Cartoon. Für UK. Seit gut zweieinhalb Jahren sind seine Werke alle zwei Wochen auf Seite 16 zu sehen.
Momentan ist diese Aufgabe eine kleine Herausforderung. Holger Pyka ist eben umgezogen. Der Pfarrer hat vor einem guten halben Jahr seine Stelle in Wuppertal (Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum) angetreten. Seit Kurzem wohnt er in einem kleinen Reihenhäuschen, das ihm seine Gemeinde zur Verfügung stellt.
Das Internet hat ihm zu dieser Aufgabe verholfen
Im Flur und im Wohnzimmer stehen noch Umzugskisten, die darauf warten, ausgepackt zu werden. „Alles schön nacheinander“, sagt Holger Pyka. Ihn scheint so schnell nichts aus der Ruhe zu bringen. Er weiß, in welcher Kiste er nach seinen Zeichenutensilien suchen muss. Da ist es, das Leuchtbrett. Darauf kommt nun der Bleistiftentwurf, darüber wieder ein weißes Blatt und er beginnt mit Tusche oder einem schwarzen Stift abzupausen. Das Ganze wird dann abgescannt und am Computer eingefärbt. Aber er hat auch kräftig leuchtende Stifte, mit denen er seine Figuren ausmalen kann.
Jetzt gibt es erst mal Kaffee. Holger Pyka geht in die Küche. Dabei plaudert er. Er kann das. Dass er ein richtiges Stadtkind ist. In Köln geboren und aufgewachsen. Dass die Familie seiner Mutter aus Schweden kommt und wie er dazu kam, für UK Cartoons zu zeichnen. Welche Rolle dabei das Internet und soziale Medien gespielt haben.
„Bernd Becker, der Herausgeber von UK, ist im Internet auf meinen Blog gestoßen“, sagt Holger Pyka. „Über facebook hat er Kontakt mit mir aufgenommen und so haben wir uns schließlich kennengelernt.“ Die erste Anfrage nach einem regelmäßigen Cartoon lehnte Pyka allerdings ab. „Ich habe zwar schon als Kind viel gemalt und immer gern gezeichnet“, erzählt der 34-Jährige. „Aber mit Anfang 20 hatte ich beschlossen, das sein zu lassen. Ich fand, ich müsste noch viel lernen, wollte aber die Zeit nicht investieren.“
Dazu muss man wissen: Holger Pyka ist extrem vielseitig begabt, seine Persönlichkeit ist bunt wie seine Cartoons. Der junge Pfarrer spielt Klavier und hat „ein bisschen Gesang studiert“, wie er sagt. Er hält im Karneval schon mal Büttenreden und beteiligt sich an Poetry- und Preacher-Slams (an Dichter- und Predigerwettbewerben). Er hat eine Internetseite (einen Blog), auf der er Texte zu Themen veröffentlicht, die ihm am Herzen liegen. Auch seine Predigten sind dort zu finden. Außerdem ist er gerade dabei, seine Doktorarbeit abzuschließen. Thema: „Kirche und Karneval“.
Doch zurück zu den Cartoons: „Als ich Bernd Becker absagte, fühlte ich mich sehr erwachsen.“ Doch der Gedanke ließ ihn nicht los. In einem Urlaub nahm er damals den Zeichenblock und hat „ein bisschen was ausprobiert“. Diese Versuche schickte er an UK. „Die fanden es gut. Und so kam es dann, dass ich nun doch für UK zeichne.“ Inzwischen hat der Luther-Verlag ein Buch mit seinen Cartoons herausgebracht. „Damit hätte ich nie gerechnet“, sagt Pyka.„Aber es freut mich.“
In seinen Zeichnungen spiegelt sich vieles wider von dem, was er im Alltag erlebt. Manchmal nimmt er sich selbst auf die Schippe. „Ich wünsche mir, dass wir in der Kirche mehr über uns selbst lachen können.“
Wieder verschwindet er in die Küche. Mittagessen. Es soll ein schwedisches Rezept seiner Tante geben. „Das ist eine Art Hackbraten mit einer zitronigen Joghurtsoße“, erklärt er. Dazu Salat und Kartoffel-Karotten-Gemüse. Er kocht gern. Und gut. So erklären sich auch die Kochbücher im Regal. Im Wohnzimmer nimmt ein großes Bücherregal eine ganze Wand ein. Darin finden sich sehr verschiedene Bücher und viele DVDs. Neben dem Klavier steht ein Hüpfpferd und eine Kiste mit Spielzeug. „Ach das“, sagt er, „das ist für mein Patenkind“. Die Kleine ist die Tochter seiner besten Freunde. „20 Monate ist sie alt und lernt gerade sprechen. Sie ist so süß“, schwärmt er. Bevor er nach Wuppertal ging, wohnte die Familie direkt nebenan. „Das vermisse ich jetzt schon.“ Doch zum Glück liegen Wuppertal und Köln nicht allzu weit auseinander und sie sehen sich öfter. Er hat sich jedenfalls ganz auf ihre Besuche eingestellt.
Holger Pyka ist Single. „Für mich ist das so völlig in Ordnung.“ Weniger in Ordnung findet er, dass in der Kirche zwar ein großer Schwerpunkt auf die Arbeit mit Familien gelegt wird, aber alle anderen kaum im Blick sind. „Als Single käme ich – wenn ich nicht Pfarrer wäre – frühestens wieder im Zuge der silbernen Konfirmation in den Blick der Kirche.“
Auch deswegen hat er sich seine jetzige Gemeinde in Wuppertal gezielt ausgesucht. „Die Menschen hier sind offen. Es gibt viel Arbeit mit Flüchtlingen, verschiedene Gottesdienstformen und Menschen, die etwas wollen.“ So hat es ihn fasziniert, als ihm einige ältere Gemeindeglieder von der „Christnacht Queer“ vorschwärmten. „Das ist ein Weihnachtsgottesdienst für Lesben, Schwule und die ganze Gemeinde. Ich finde so eine Offenheit prima.“
Kirche hat Platz für alle Menschen – egal wie schräg
Durch die Offenheit anderer hat Holger Pyka zum Glauben gefunden. „Der Konfi-Unterricht hat mir nicht so gut gefallen, hab oft geschwänzt“, gibt er zu. „Aber die Teamer waren nett. Die offene Jugendarbeit fand ich toll.“ Da hat er Menschen kennengelernt, auf die er sonst nie getroffen wäre. „Ich habe Kirche als Ort kennengelernt, wo auch der Bekloppteste noch Platz hat.“ Pyka hat erlebt, dass die Gemeinschaft trägt. „Sowohl die untereinander als auch die von unten nach oben und von oben nach unten.“
Während er früher noch daran dachte, Lehramt oder Jura zu studieren, fiel schließlich die Entscheidung für Theologie. „Pfarrer sein ist wunderbar. Ich möchte nichts anderes machen.“
• Buchtipp: Holger Pyka: Schwarz macht schlank. Luther-Verlag, 95 Seiten, 14,95 Euro. Im Internet: http://kirchengeschichten.blogspot.de.