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Der künftige US-Botschafter in Israel gilt als Hardliner

Was bedeutet die Berufung Mike Huckabees zum künftigen Botschafter der USA in Israel? Der ehemalige Pastor der Southern Baptist und langjährige Gouverneur von Arkansas vertritt radikale Ansichten.

Mike Huckabee lässt keinen Zweifel an seiner Mission. Für den designierten Botschafter Donald Trumps in Israel existieren Palästinenser nicht. “Das palästinensische Volk ist eine politische Erfindung”, sagt der ehemalige evangelikale Pastor auf einem von CNN ausgegrabenen Video aus dem Jahr 2008 im Gespräch mit orthodoxen Juden in Massachusetts. Diese Menschen seien Araber und ihre Bezeichnung als Palästinenser “ein politisches Werkzeug, Israel Land wegzunehmen”.

Der langjährige Gouverneur von Arkansas übernimmt seinerseits die Begrifflichkeit der radikalen jüdischen Siedler im Westjordanland, deren Aktivitäten die Vereinten Nationen als illegal ansehen. Wie diese nennt er die besetzten Gebiete “biblisches Herzland des jüdischen Volkes”. Und stellt in einem Interview des israelischen Armeeradios nach seiner Nominierung durch Donald Trump die Annexion in Aussicht. “Natürlich” sei der Anschluss von “Judäa und Samaria” während der zweiten Amtszeit Trumps “eine Option”.

Kein Beschluss der Vereinten Nationen setze göttliches Recht außer Kraft. Gott selbst habe den Juden dieses Land vor Tausenden Jahren gegeben. Sie besetzen aus Sicht Huckabees keine Gebiete, sondern kehren in ihre angestammte Heimat zurück. Entsprechend eindeutig lehnt Huckabee eine Zwei-Staaten-Lösung ab.

Im Gespräch mit einer israelischen Internetpublikation bezeichnete er Mitte November zwei Staaten im Heiligen Land als “eine gefährliche Illusion”, die Gott bereits vor 3.500 Jahren zurückgewiesen habe. Als Beleg zitiert Huckabee aus dem ersten Buch Mose, in dem “Abraham diese Eigentumsurkunde von Gott selbst überreicht bekam”. Als ehemaliger Pastor müsse er sich an die biblische Sprache halten, “denn sie hat die Geschichte überdauert und sollte wirklich den Rahmen für unser Verständnis dieses einzigartigen kleinen Stückchens Land bilden”.

Immer wieder zitiert der Evangelikale eine andere Stelle aus dem Buch Genesis, um seine Unterstützung für den Kurs der rechten Regierung Benjamin Netanyahus zu begründen. “Wer Israel segnet, den segnet Gott. Das ist keine Politik, das ist prophetische Wahrheit.”

Mit seiner Entscheidung für den 69-jährigen Huckabee bricht Trump mit einer langen Tradition bei der Besetzung des Botschafterpostens in Israel. In der Vergangenheit waren Botschafter entweder jüdische Amerikaner, wie der amtierende Jack Lew, oder Karrierediplomaten. Huckabee ist weder noch. In seiner Zeit als Gouverneur von Arkansas (1996-2007) machte er sich einen Namen als geschickter Kommunikator konservativer Werte. Zwei Anläufe auf das Weiße Haus scheiterten bei den Vorwahlen 2008 und 2016, festigten aber seinen Stand in der Republikanischen Partei.

Huckabee gilt als enger Verbündeter des Präsidenten der Christians United for Israel, John Hagee. Der Organisation, die eine militaristische Außenpolitik vertritt, gehören laut eigenen Angaben zehn Millionen Amerikaner an. Daniel Hummel von der University of Wisconsin wertete Huckabees Aufstieg in der “Washington Post” als Sieg für die christlichen Zionisten. Diese stünden nun im Zentrum der Macht, “und können auf hoher Ebene Politik gestalten”.

Bei seinen ersten Interviews achtete Huckabee peinlichst darauf zu betonen, dass nicht er, sondern Trump den Kurs im Nahen Osten setzt. Analysten halten den designierten Präsidenten für pragmatischer als den religiösen Fundamentalisten auf dem Botschafterposten. Sie verweisen auf das während seiner ersten Amtszeit angestrebte “Abraham-Abkommen”, für das er Saudi-Arabien gewinnen will. Ohne Zugeständnisse in der Palästinenserfrage werde Saudi-Arabien dem Abkommen nicht beitreten.

Nahost-Experte Aaron David Miller hat noch einen anderen Verdacht. Trump erzeuge an seiner Basis “einen Zuckerrausch mit symbolischen Gesten”. Die Nominierung Huckabees sei ein Signal an die treuesten Unterstützer. Ob dessen radikale Ansichten offizieller Regierungskurs werden, bleibe fraglich. “Trump wird die Politik bestimmen, nicht Huckabee.”