„Das Ja zur Unverfügbarkeit des Lebens braucht öffentliches Engagement, wie es sich auch in dem Marsch für das Leben ausdrückt“, habe ich in meinem Grußwort an die Veranstalter geschrieben, die zum Teil unsachlich angegriffen wurden. Mit dem Grußwort stehe ich dafür ein, dass eine Gewissensentscheidung geachtet wird, die nicht meine ist. Denn evangelische Freiheit steht auch ein für die Freiheit des Andersdenkenden. Wir brauchen eine Kultur, die deutlich macht, dass das Leben in seinen vielfältigen Formen ein Geschenk ist, über das wir nicht einfach verfügen dürfen, sondern das uns anvertraut wurde und uns zu einem sorgsamen Umgang verpflichtet. Um diese Kultur muss öffentlich gerungen werden – durchaus mit verschiedenen Positionen. Meine eigene Position ist eine andere als die der Initiatoren des „Marsches“. Als evangelische Kirche bieten wir eine ergebnisoffene Schwangerschaftskonfliktberatung an. Betroffene Frauen und Paare werden in einer eigenständigen Gewissensentscheidung unterstützt. Eine ergebnisoffene Beratung ist aber nicht ziellos. Das klare Anliegen ist es, den Frauen und ihren Familien Möglichkeiten aufzuzeigen, unter denen sie das Kind bekommen können. Oft stehen Sorgen etwa um einen Ausbildungsplatz oder die Angst, Schulden nicht mehr bezahlen zu können, dem Kinderwunsch entgegen. Aber es gibt auch andere Situationen, in denen ich verstehen kann, wenn Frauen ein Kind nicht annehmen können. Deshalb kann ich die Forderung eines kategorischen Abtreibungsverbotes nicht unterstützen.
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