Die Vorfahren der meisten Deutschen sind in Kirchenbüchern verewigt. Taufen, Trauungen und Todesfälle finden sich dort präzise notiert. „Wir können jeden Evangelischen namentlich benennen“, sagt Harald Müller-Baur, Geschäftsführer der Kirchenbuchportal GmbH in Stuttgart. Ähnlich sehe es bei den Katholiken aus. Sein Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gesetzt, alle Kirchenbücher nach und nach im Internet verfügbar zu machen. Damit geht Ahnenforschung vom Sofa aus.
Möglichst genauer Name und Ort sind nötig
Wer seinen Urgroßeltern und weiteren Menschen in der Ahnengalerie nachspüren will, braucht neben einem Internetanschluss zwei Informationen: einen möglichst genauen Namen sowie den Ort, in dessen Kirchenbuch dieser Name wahrscheinlich festgehalten ist. Denn bislang sind die Kirchenbücher lediglich als Fotos eingescannt und müssen am Bildschirm durchgeblättert werden. Eine Volltextsuche funktioniert nicht, man kann den Namen nicht im Kirchenbuchportal „googlen“.
Ist man aber erst mal fündig geworden, wird die Weitersuche einfacher. Denn bei Taufen gibt es in der Regel Notizen zum Stand der Eltern, ebenso bei Trauungen. Und bei Sterbefällen finden sich häufig Informationen zur Todesursache. So lässt sich beispielsweise erforschen, ob es unter den Ahnen Suizide gegeben hat.
Angeschoben wurde das Internetprojekt im vergangenen Jahr von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Elf der 20 evangelischen Landeskirchen haben die Kirchenbuchportal GmbH gegründet, weitere kommen noch in diesem Jahr hinzu. Das Ziel bleibt, dass sich das Portal mittelfristig selbst wirtschaftlich trägt. Deshalb müssen die Anwender Tages-, Monats-, Dreimonats- oder Jahrespässe erwerben. Derzeit verzeichnet die Geschäftsstelle in Stuttgart knapp 2000 Nutzer, insgesamt waren schon über 8000 auf Ahnenjagd bei www.archion.de.
Von den rund 200 000 evangelischen und 100 000 katholischen Kirchenbüchern sind allerdings längst noch nicht alle elektronisch erfasst. Die südlichen Landeskirchen von Bayern, Württemberg und Baden sind bereits sehr weit, weil sie schon vor Jahrzehnten mit staatlicher Unterstützung die Bücher auf Mikrofilm aufnehmen konnten. Dieses Privileg fehlte den Kirchen im Osten, weshalb etwa die sächsische und die mitteldeutsche Landeskirche bei diesem Projekt erst am Anfang stehen.