München – Mit einer großen Kundgebung auf dem Münchner Karlsplatz ist am 2. Juli das dreitägige Christen-Treffen „Miteinander für Europa“ zu Ende gegangen. Vor rund 5000 Zuschauern riefen die beiden obersten Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, zur Einheit auf. Europa erwarte von den Kirchen, dass sie gemeinsam Christus bezeugen, sagte Marx, der Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist: „Wir gehen gemeinsam weiter voran, trotz mancher Unterschiede.“
Auch am 500. Reformationsjubiläum solle deutlich werden: „Diese Christen kriegen wir nicht mehr auseinander. Die gehören zusammen“, betonte Marx. Der bayerische evangelische Landesbischof Bedford-Strohm ergänzte, dass zum ersten Mal in der Geschichte die katholische und die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum gemeinsam begehen. Die gelebte Ökumene sei heute so stark, man müsse nur seine Augen aufmachen, betonte der evangelische Theologe.
An dem hochkarätig besetzten ökumenischen Kongress nahmen auch Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. per Videobotschaft teil. Franziskus warnte darin vor neuen sichtbaren und unsichtbaren Mauern, die Europa zu spalten drohten. Gerade die nicht sichtbaren Mauern wie Angst, aggressive Töne in der Politik und gegenüber Menschen aus anderen Ländern würden immer größer. Bartholomäus, das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltkirche, sagte, die Welt stehe vor „beispiellosen Herausforderungen, die uns zwingen, vereint zu sein, zusammenzuarbeiten und einander zu unterstützen“.
Bei der Abschlusskundgebung traten mit Kurienkardinal Kurt Koch der „Ökumene-Minister“ des Papstes, sowie der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July und der rumänisch-orthodoxe Metropolit Serafim auf. July, der auch Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes ist, forderte schnellere Fortschritte in der Frage nach einem gemeinsamen Abendmahl. Vor allem gemischt-konfessionelle Ehepaare litten unter dieser Trennung am „Tisch des Herrn“. Koch hob hervor, dass die Christen unterschiedlicher Konfessionen in den vergangenen Jahren die Bedeutung der gemeinsamen Taufe wiederentdeckt hätten. Dadurch seien sie sich nähergekommen, die Geschwisterlichkeit unter ihnen sei gewachsen und ein „weltweites Netz der Freundschaft“ entstanden. Metropolit Serafim wies auf die großen spirituellen Verbindungen unter den Christen hin. Die geistigen Gemeinschaften hätten viel für die wachsende Einheit der Kirchen geleistet.
Kardinal Walter Kasper, früherer Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sagte am Rande des Kongresses, dass 500 Jahre Trennung zwischen katholischer und evangelischer Kirche genug seien. Beim gemeinsamen Reformationsgedenken im kommenden Jahr wollten die Kirchen daher für die große Annäherung in den vergangenen Jahrzehnten danken. „Zweitens sollten wir uns die Hand geben und sagen: ‚Wir bleiben beieinander und wir gehen weiter voran Richtung Einheit‘“, forderte der katholische Theologe. Die christliche Vielfalt müsse als Bereicherung gesehen werden.
In der Initiative „Miteinander für Europa“ sind evangelische, katholische, anglikanische, orthodoxe und freikirchliche Christen aus ganz Europa zusammengeschlossen. epd
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Daumen hoch für Europa
Mit einer großen Kundgebung endet der dreitägige Kirchenkongress „Miteinander für Europa“ in der Bayernmetropole. Kardinal Marx und Bischof Beford-Strohm rufen zur Einheit auf

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