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“Das Zauberwort heißt Weihnachtsfreude”

Werner „Tiki“ Küstenmacher kennt Weihnachten von allen Seiten – als evangelischer Pfarrer, dreifacher Vater und Großvater und als Buchautor. Nach seinem Welterfolg „simplify your life“, dem Ratgeber für ein einfacheres Leben, hat er zusammen mit seiner Frau Marion auch ein Büchlein über entspannte Weihnachten geschrieben.

epd: Herr Küstenmacher, die Hälfte der Menschen in Deutschland wünscht sich einer Umfrage zufolge ruhige und besinnliche Weihnachten. Führt so eine Erwartung – Stichwort Festessen, Geschenke besorgen, Verwandtschaftsbesuche – nicht direkt in den Frust?

Küstenmacher: Ganz so schlimm ist es wahrscheinlich nicht. Allerdings wird mir auch zu viel über den Weihnachtsstress geredet. Wenn sogar der Pfarrer in der Christmette auf der Kanzel davon anfängt, denke ich: Spätestens jetzt sollte er doch vorbei sein, der Stress. Das Zauberwort für mich heißt Weihnachtsfreude. Wir machen den ganzen Aufwand – Geschenke verpacken, Weihnachtsbaum aufstellen, Essen kochen – doch deshalb, weil wir uns gemeinsam freuen wollen. Das kann dann manchmal ein bisschen stressig werden, vielleicht gibt es auch kleine Auseinandersetzungen, aber die Überschrift lautet: Lasst uns eine freudige Weihnachtsfeier 2025 organisieren!

epd: Das klingt vielversprechend, aber wie klappt das praktisch?

Küstenmacher: Mein Top-Tipp zu Weihnachten: Kommt ins Gespräch, redet miteinander! Ich plädiere für eine Familienkonferenz rechtzeitig vor dem Fest. Da kann man miteinander klären: Was hat uns letztes Jahr gefallen, was hat genervt, was wollen wir ändern? Traditionen kann man verhandeln, sogar mit der Oma: Oft leiden ältere Menschen selbst unter ihren Ritualen und hätten es gern mal anders. Macht die Weihnachtsvorbereitung zum Gemeinschaftserlebnis! Alle können etwas beitragen, auch die Jüngsten.

epd: Aber was ist jetzt mit der viel beschworenen Ruhe?

Küstenmacher: Weihnachten war noch nie eine ruhige Zeit. Der Dezember ist am 23. zu Ende, in diesem Rumpfmonat muss – auch in der Arbeitswelt – alles erledigt werden. Trotzdem reicht oft schon eine ruhige halbe Stunde, damit wir diese Zeit positiv in Erinnerung behalten. Wir haben zum Beispiel am ersten Adventssonntag mit den Kindern und Enkeln zusammengesessen, musiziert, eine Geschichte gelesen – davon zehren wir immer noch. Auch am Heiligabend kann man eine Ruheinsel einplanen. Besonders geeignet dafür finde ich den Rundfunkgottesdienst: Man sitzt zusammen um einen Lautsprecher und ist 30 Minuten lang ganz Ohr. Für Jugendliche, die so etwas gar nicht mehr kennen, kann das ein Erlebnis sein. (3914/14.12.2025)