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Das Fest von Tod und Leben

Weihnachten geht so mancher noch in die Kirche. Aber an Ostern? Die Vorbereitungen für dieses Familienfest sind inzwischen oft so umfangreich, dass da kaum Platz für den Kirchgang scheint.

Ostern wird Weihnachten immer ähnlicher. Glauben Sie nicht? Dann sprechen Sie doch mal mit jungen Eltern. Totaler Stress an den Feiertagen: Besuch bei den Großeltern und der Schwiegermama, Geschenke für die Kinder, Festtagsessen. Spargel statt Rotkohl und gegrilltes Lamm statt Gänsekeule – aber genauso aufwendig. Und vorher noch Fensterputzen und Frühlingsdeko.
In die Kirche gehen, ist da gar nicht drin. Und die Zeiten sind auch so unpassend. Donnerstagabend, man hat den ganzen Tag noch gearbeitet, bevor es richtig losgeht mit dem Fest. Und Samstagnacht, viel zu spät für die Kinder. Am Sonntag ist die Familie dann auf der Autobahn. Bisschen anderes Wetter, aber fast wie an Weihnachten.

Wenig Wissen über Karfreitag und Ostern

Eine junge Mutter erzählt fast verzweifelt, wie sie im letzten Jahr am Freitagnachmittag mal in der Kirche gewesen sei. 15 Uhr, das passte ihr zwischen Kuchenbacken und Eierfärben. Von Ostern war da aber gar nichts zu spüren. Alles ganz düster, furchtbar traurig. Und deshalb ihr Fazit: „Von Ostern hab‘ ich nichts.“
Eine gute Frage: Was habe ich von Ostern? Überlegen Sie doch mal kurz – hätten Sie als Christin, als Christ eine knappe, überzeugende Antwort parat? Gar nicht so einfach, oder?

Ostern ist nicht nur die Feier eines Ereignisses, das vor über 2000 Jahren einem gewissen Jesus aus Nazareth widerfahren ist. Ostern hat mit uns zu tun. Ehrlich? Schon Paulus musste den Schwestern und Brüdern in Korinth einschärfen: „Wenn verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? (…) Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher dran als alle anderen Menschen.“ (1 Kor 15,12.19)

Ja, ehrlich. Wenn wir Christen nicht mit der Zuversicht auf ein anderes, neues Leben durch die Gegend laufen dürften, wären wir erbärmliche Spinner und Fantasten, belächelt und zu Recht verspottet von den Realisten dieser Welt. Ein alter Mann und Christ hatte kürzlich eine pointierte Meinung dazu, was denn fehlen würde in seinem Dorf, wenn es keine Christen gäbe: „Dann stünden wir hier alle ohne Hoffnung auf dem Friedhof.“

Denn das haben wir davon: Hoffnung am Grab. Wenn dieses Leben nicht das letzte ist, nur dann kann der Mensch mit Hanns Dieter Hüsch singen: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. / Gott nahm in seine Hände meine Zeit, / mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, / mein Triumphieren und Verzagen, / das Elend und die Zärtlichkeit.“
Aber jetzt mal im Ernst: Auch das alltägliche Elend? In seinen Händen? Genau. Darauf kommt es doch an. Denn nicht nur das Schicksal, auch das Leben ist manchmal ein mieser Verräter. Wer erwachsen ist, weiß das aus eigener Erfahrung. Es teilt aus, dieses Leben, kleine Nadelstiche und harte Schläge, manchmal bis unter die Gürtellinie. Es kämpft mit harten Bandagen, hat Haken und Ösen. Das Leben entsteht aus dem Staub und kehrt zum Staub zurück.

Wer das Leben lebt, muss um sein Leben kämpfen und hinkt nicht selten für den Rest seiner Tage, wie Jakob. „Wenn dich das Leben wieder niederstreckt / und du liegst mit dem Gesicht im Dreck, / fang an zu graben, denn dort liegt es verborgen, / genau da findest du das Gold von morgen.“ Eine unglaubliche Liedzeile von Alexa Feser.

Warum sollte das Gold von morgen gerade im Dreck zu finden sein? Weil dieses Leben immer mit dem eigenen Karfreitag endet. Ohne den Tag, an dem alles zerbricht, kann nichts Neues werden. Nur in Schutt und Asche der Stunden, an denen von Ostern nichts zu spüren ist, warten Leben, Licht und Gold. „Da musst du durch.“ Diese Hoffnung haben die Christen von Ostern. Was für eine Alltagskraft könnte daraus erwachsen?

Bunte Eier und Schokohasen, Tulpenzwiebeln und Servietten in Pastellfarben sind schön. Aber sie reichen nicht für Ostern. Ostern ist das Fest von Asche und Gold, von Tod und Leben. Ostern ist ein Fest für Erwachsene, für die Sünder und die Verzagten, für alle, die anfangen wollen mit dem Leben und ihrem Gott, für die Frommen und die Neugeborenen.