Unter Polizeischutz hat im mittelsächsischen Döbeln am Samstag zum dritten Mal ein Christopher Street Day (CSD) stattgefunden. An der Parade der queeren Community beteiligten sich unter dem Motto: „Bunte Flaggen gegen braune Politik!“ nach Polizeiangaben in der Spitze etwa 650 Menschen. Auf dem Programm stand eine Demonstration, ein Parkfest und eine abendliche Party. Nach Angaben einer Sprecherin der Veranstalter waren zur Unterstützung des CSD in der sächsischen Kleinstadt auch wieder zahlreiche Menschen von außerhalb angereist.
Wegen einer zeitgleich angemeldeten Gegendemonstration von Rechtsextremisten war die Polizei mit rund 180 Einsatzkräften vor Ort. Zu dem Aufzug hatten unter anderem die rechtsextremen „Freien Sachsen“ und die Neonazi-Gruppierung „Elblandrevolte“ aus Dresden mobilisiert. Hier zählte die Polizei in der Spitze rund 200 Personen.
Nach Angaben der Polizei zeigten zwei minderjährige Jugendliche während des rechtsextremen Aufzugs den Hitlergruß und erhielten einen Platzverweis. Zudem wurde ein 24-Jähriger wegen Beleidigung einer Teilnehmerin des CSD angezeigt. Ein 22-jähriger Mann erhielt eine Anzeige wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten. Weitere Anzeigen ergingen gegen zwei junge Männer und zwei unbekannte Personen wegen des Zeigens von Handzeichen, welche gegen die Versammlungsauflagen verstießen. Zwei Teilnehmerinnen des CSD wurden wegen illegalen Plakatierens angezeigt.
Unbekannte hatten zudem nach Polizeiangaben in der Nacht zu Samstag am Startpunkt des CSD am Bahnhof Döbeln eine übelriechende Flüssigkeit verschüttet, bei der es sich vermutlich um Buttersäure handelte. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben in dem Zusammenhang gegen den ursprünglichen Versammlungsleiter der Gegendemonstration. Bei einer Kontrolle des 37-Jährigen in der Nacht zu Samstag fiel den Beamten demnach in seinem Transporter ein übelriechender Geruch auf. Substanzen seien zwar nicht gefunden worden, ein Zusammenhang werde aber geprüft, hieß es.
Organisiert wurde der CSD von der Queeren Gruppe Döbeln in Zusammenarbeit mit dem Projekt „WerkStadt“ des Vereins Treibhaus. Die Initiativen fordern, dass queere Menschen „angstfrei und sichtbar in Döbeln und Mittelsachsen leben können“. Kritik gab es am Einsatzkonzept der Polizei, das es den Rechtsextremen ermöglichte, hinter dem CSD herzulaufen und in Hörweite eine Kundgebung abhalten zu können. Die Döbelner Organisatoren sprachen deshalb vorab von einer „bedenklichen Sicherheitslage“.
Bereits im August war es bei einem CSD im ostsächsischen Bautzen zu massiven Einschüchterungsversuchen und Drohungen von etwa 700 Neonazis gegen die rund 1.000 CSD-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer gekommen. Auch hier war die sächsische Polizei mit einem großen Aufgebot vor Ort, um eine Eskalation zu verhindern.