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Corona-Pandemie ruft Hilfswerke auf den Plan

Unter der Krise leiden die Ärmsten der Armen besonders. Jetzt soll die Bundesregierung helfen – akut und langfristig.

Eine Frau in einem Dorf in Äthiopien
Eine Frau in einem Dorf in ÄthiopienYemane Gebremedhin/ Welthungerhilfe

Berlin/Bonn. Zahlreiche Hilfswerke befürchten, dass die Auswirkungen der Corona-Krise für die Ärmsten der Armen dramatisch sein werden. Sie rufen die Bundesregierung dazu auf, mehr Mittel für die Bekämpfung der Pandemie akut und längerfristig bereitzustellen.

“Wir müssen damit rechnen, dass die Zahl der Hungernden auf über eine Milliarde steigen wird”, sagte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge. Neben dem Bedarf an kurzfristiger Nothilfe, der massiv sei, würden langfristig deutlich mehr Mittel zur Bekämpfung von Hunger, Armut und fehlender Bildung als Folge der Pandemie benötigt. “Ein Prozent Rezession führt zu zwei Prozent mehr Hunger und Armut”, mahnte Mogge.

Arme Länder schaffen es nicht allein

Die Welthungerhilfe und terres des hommes pochen daher darauf, dass Deutschland seinen internationalen Verpflichtungen schnellstmöglich nachkommen müsse. Mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens müssten für Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben werden. Diese Zahl werde seit Jahren nicht erreicht.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte von Bundesregierung und Europäischer Union zusätzliche Corona-Hilfspakete für arme Regionen. Vielen Entwicklungs- und Schwellenländern werde es allein nicht gelingen, “die durch die Pandemie ausgelöste menschliche und wirtschaftliche Tragödie abzuwenden”, erklärte das Laiengremium in Bonn. Es mangle vor Ort nicht nur an Nahrung und Einkommen, sondern auch an sanitärer und medizinischer Versorgung.

Ernte auf einem Feld in Burundi
Ernte auf einem Feld in BurundiKarin Desmarowitz/ Welthungerhilfe

Weil viele Länder nicht in der Lage seien, die Auswirkungen der Pandemie finanziell und wirtschaftlich zu kompensieren, forderte das Katholikenkomitee außerdem Entschuldungsmechanismen für diese Staaten über den Internationalen Währungsfonds (IWF), die Weltbank und die EU.

Das Kindermissionswerk “Die Sternsinger” sieht in der Corona-Krise insbesondere eine akute Bedrohung der Rechte von Kindern. Weil sich die Pandemie zu einer weltweiten Wirtschafts- und Ernährungskrise entwickle, seien gerade Kinder im globalen Süden, die schon vor Corona in Not waren, besonders gefährdet, erklärte das Hilfswerk.

Bundestag debattiert

Auch terres des hommes warnte vor einer zunehmenden Not der Jungen und Mädchen. “Wir befürchten einen massiven Anstieg von Kinderarmut, Kinderehen, Ausbeutung und Vernachlässigung”, sagte Vorstandssprecherin Birte Kötter.

Zuvor hatte auch der Bundestag über die humanitären Folgen der Corona-Pandemie debattiert. Außenminister Heiko Maas (SPD) betonte Deutschlands Vorbildrolle. “Wenn wir uns engagieren, werden auch andere Geber mitziehen”, versicherte Maas.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) betonte, dass auch in der Corona-Krise das wichtigste Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit die Überwindung von Hunger und Armut bleibe. “Schon jetzt befinden sich die Entwicklungs- und Schwellenländer nicht nur in einer Gesundheitskrise, sondern auch einer Ernährungs- und Wirtschaftskrise”, so Müller. (KNA)