In der Ukraine brauchen immer mehr Menschen Unterstützung. Die Bevölkerung leidet unter den Folgen russischer Angriffe. Dazu ist die Betreuung von Binnenflüchtlingen und heimgekehrten Kriegsgefangenen zu stemmen.
Die Unterstützung für die Bevölkerung in der von Russland angegriffenen Ukraine ist nach Einschätzung von Caritas international notwendiger denn je. Noch funktioniere das Land, “aber unter der Oberfläche werden die Risse doch tiefer”, sagte der Leiter der katholischen Hilfsorganisation, Oliver Müller, am Montag in einem Interview des Deutschlandfunks. “Die Menschen schaffen es zwar auf beeindruckende Weise, das Leben am Laufen zu erhalten, aber es gibt eine große Zahl von Menschen, die sich nicht mehr versorgen können.”
Müller hatte sich in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger einen Eindruck von der Lage in der Ukraine gemacht. Burger ist in der Deutschen Bischofskonferenz für die Caritas zuständig. In der Ukraine erreicht die Caritas die Menschen über 67 im ganzen Land verteilte Zentren.
Inzwischen seien 40 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagte Müller. Es gelte beispielsweise, sich um alte Menschen zu kümmern, denen die Kraft fehle, aus den umkämpften Frontgebieten wegzuziehen. Ein weiteres Problem sei die steigende Zahl von traumatisierten Kindern.
Der Krieg habe sich tief in die Gesellschaft eingegraben, fasste der Chef von Caritas international die Lage zusammen. So gelte es, Vertriebene aus dem Osten der Ukraine andernorts unterzubringen. Das Sozialsystem sei “völlig überfordert”, Kriegsversehrte müssten lange auf medizinische Behandlung und Reha-Maßnahmen warten, die überdies oft zu kurz dauerten.
Vor allem in Familien von Kriegsheimkehrern und Kriegsgefangenen ist laut Angaben Müllers eine Zunahme häuslicher Gewalt zu beobachten. Zugleich herrsche dort eine große Sprachlosigkeit. Fortdauernde russische Angriffe, zermürbende Aufenthalte in Schutzbunkern und materielle Nöte führten dazu, dass belastende Erlebnisse kaum aufgearbeitet werden könnten. In den vergangenen Tagen hatten die Ukraine und Russland mehrer hundert Gefangene ausgetauscht.
Allgemein hätten die Menschen in der Ukraine immer größere Sorgen, dass sie von der internationalen Gemeinschaft vergessen würden, fügte der Leiter von Caritas international hinzu. Die von den USA angekündigten Kürzungen bei der Unterstützung stellten Helfer auch aus anderen Ländern vor wachsende Herausforderungen.
Was ein mögliches Ende des Krieges anbelangt, setzt das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis große Stücke auf Papst Leo XIV. Dieser könne zuhören und verzichte darauf, vorschnelle Urteile zu fällen, betonte Hauptgeschäftsführer Thomas Schwarz am Sonntag in einem domradio.de-Interview. Das sei gerade für die Menschen in der Ukraine und den Nachbarstaaten wichtig. “Ein Mann, der fähig ist, zum Frieden aufzurufen und daran zu arbeiten.”