Die Caritas und der Sozialdienst katholischer Frauen im Bistum Hildesheim fordern zehn Jahre nach Einführung der vertraulichen Geburt eine neue Informationskampagne für dieses Unterstützungsangebot. „Wir brauchen dringend wieder ein größeres Bewusstsein. Die Öffentlichkeit muss aktuell und umfassend informiert werden“, sagte Susanne Hartmann-Ahlhorn vom Sozialdienst katholischer Frauen am Donnerstag. Den Müttern liege das Wohl der Kinder sehr am Herzen. Sie wünsche sich daher mehr Anerkennung für diese Frauen, die ihre Kinder medizinisch versorgt gebären und dann in gute Hände geben.
Bundesweit bringen den Angaben zufolge etwa zehn Frauen pro Monat ihre Kinder in einer Klinik zur Welt, ohne dass ihr Familienname in den Unterlagen erfasst werde. Das Gesetz zur vertraulichen Geburt sei 2014 geschaffen worden, um das Aussetzen von Neugeborenen und Tötungsdelikte direkt nach der Geburt durch verzweifelte Mütter zu verhindern. Die Caritas und der Sozialdienst betreiben im Bistum Hildesheim 17 Beratungsstellen.
Für manche Frauen sei eine Schwangerschaft keine gute Nachricht, erläuterte Hartmann-Ahlhorn. Sie fürchteten Gewalt und Ablehnung ihres Partners oder der Familie, hätten selbst psychische Probleme und seien in akuter wirtschaftlicher Not. Im Unterschied zur anonymen Geburt hinterlege die Schwangere ihre Personendaten bei einer Beraterin, die zur Geheimhaltung verpflichtet sei.
In der Klinik werde die Frau unter Pseudonym angemeldet und das Kind nach der Geburt in die Obhut des Jugendamtes gegeben. Das Amt lasse das Neugeborene ins Geburtsregister eintragen. Nach einem Jahr werde es zur Adoption freigegeben, wenn sich die Mutter nicht anders entscheide. Mit 16 Jahren habe ein adoptiertes Kind die Chance, die Personendaten der leiblichen Mutter zu erfahren.