Die Rede des Jahres 2024 im Bundestag steht fest: Ausgezeichnet wird die gehörlose Abgeordnete Heike Heubach. Die Jury sieht darin eine bereichernde Erweiterung der Redekultur in Deutschland.
Die Bundestagsrede der gehörlosen SPD-Abgeordneten Heike Heubach über Klimaschutz ist die “Rede des Jahres 2024”. Zu dieser Entscheidung kam das Rhetorik-Seminar der Universität Tübingen am Donnerstag. Heubachs Rede am 10. Oktober sei eine rhetorische Glanzleistung und eine bereichernde Erweiterung der Redekultur.
Mit ihrer stillen Rede, die simultan von einer Gebärdendolmetscherin vorgetragen wurde, habe Heubach ein Zeichen für gelebte Inklusion und wertschätzende politische Teilhabe gesetzt, erklärte die Universität. “Durch Gebärde und Körpersprache macht sie deutlich, dass von der Präsidentin bis zu den Gästen auf der Tribüne alle Personen gleichermaßen in ihre Rede eingeschlossen sind. Heubachs rednerische Kompetenz wird durch ihre aufrechte, ruhige und selbstbewusste Körperhaltung unterstrichen.”
Die Rede-des-Jahres-Jury lobte Heubach für ihre anschauliche, klar gegliederte und schlüssige Rede, die zu einem eindringlichen Plädoyer für Klimaschutz geworden sei, das die Zuhörer in ihren Erfahrungen abhole und die trockene Materie des Baugesetzbuches an die Lebenswelt der Bürger heranführe.
Besonders hob die Universität Tübingen Heubachs Schlusssätze hervor: “Ein Mehr an Klimaschutz wird Leben retten und den Bundeshaushalt bei den Kosten von Naturkatastrophen entlasten. Am teuersten wird es dann, wenn wir nichts tun.”
Die Universität kürt seit 1998 eine Rede des Jahres. Im vergangenen Jahr wurde das Internetvideo von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gegen Antisemitismus in Deutschland ausgezeichnet. Davor wurden beispielsweise Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihre Corona-Fernsehansprache oder Ursula von der Leyen (CDU) für ihre Wahlrede 2019 im Europaparlament geehrt. Zu den Preisträgern gehörten auch Papst Benedikt XVI. sowie Buchkritiker Marcel Reich-Ranicki.