In Deutschland leben derzeit rund 531.600 Menschen ohne festen Wohnsitz, darunter etwa 47.300 Personen, die auf der Straße oder in Behelfsunterkünften übernachten. Das geht aus dem zweiten Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hervor, der am Mittwoch im Kabinett beschlossen wurde. „Der Bericht zeigt, dass die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland unterschiedliche Formen und Ursachen hat und bei weitem kein rein städtisches Problem darstellt“, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).
Dem Bericht zufolge waren Ende Januar/Anfang Februar 2024 etwa 439.500 Menschen in Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Weitere rund 60.400 Personen kamen vorübergehend bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter und gelten als verdeckt wohnungslos. Etwa 47.300 Menschen lebten ohne feste Unterkunft auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Die Mehrheit von ihnen, etwa 41 Prozent, lebt in kleineren bis mittelgroßen Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohnern.
Es ist erklärtes Ziel der Bundesregierung, die Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 in Deutschland zu überwinden. Mit dem Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit, der im April 2024 beschlossen wurde, habe der Bund in Zusammenarbeit mit Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft den Weg geebnet, die Herausforderung der Bekämpfung der Obdachlosigkeit langfristig anzugehen, erklärte Geywitz.
Die Diakonie Deutschland sieht den Aktionsplan der Bundesregierung als eine gute Grundlage für die kommende Regierung. Dieser Plan müsse aber mit konkreten Maßnahmen wie mehr bezahlbarem Wohnungsbau für Wohnungslose und dem Abbau von Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt gefüllt werden, sagte Bundesvorständin Sozialpolitik, Elke Ronneberger: „Ein Plan allein bringt noch niemandem einen Mietvertrag.“ Auch das Deutsche Institut für Menschenrechte forderte wirksame Maßnahmen wie eine Mietpreisregulierung und eine Stärkung des Mietrechts.