Bundespräsident Steinmeier hat in Rom erstmals Papst Leo XIV. getroffen. In dem Gespräch ging es um Krisen in der Welt, auch um den Ukraine-Krieg. Anschließend stand Steinmeier im Campo Santo Teutonico Rede und Antwort.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag erstmals Papst Leo XIV. getroffen. Bei der Privataudienz im Vatikan sei es um globale Krisen, Krieg und Frieden sowie die Lage der christlichen Kirchen in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent gegangen, sagte Steinmeier anschließend vor Journalisten in Rom.
“Uns treibt die gemeinsame Sorge um den andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine um, die vielen Toten, und vor allem die mangelnde Bereitschaft von russischer Seite, Schritte zu gehen”, sagte Steinmeier. So sei nicht einmal der Wille zu einem Waffenstillstand zu erkennen. “Was wir brauchen, ist ein gerechter Friede, von dem sind wir weit entfernt”, sagte der Bundespräsident.
Er habe den Papst zu einer starken Vermittlerrolle in den weltweiten Krisen wie dem Nahost-Konflikt ermutigt, so Steinmeier weiter. “Wir können gar nicht darauf verzichten, wenn der Papst und der Vatikan hier seine Hilfe anbieten.”
Mit Blick auf Deutschland sagte der Bundespräsident, selbst evangelischer Christ, er wünsche sich eine aktive und starke Kirche. “Die Kirchen können und müssen eine positive Rolle spielen beim Zusammenhalt unserer Gesellschaft.” Deshalb habe er dem Papst gesagt, “uns ist die Stimme hier aus Rom auch nach wie vor wichtig”. Er wolle mit Leo XIV. im Gespräch bleiben und habe ihn nach Deutschland eingeladen.
Dem Papst machten die sinkenden Mitgliederzahlen große Sorgen. “Darüber müssen auch wir uns Gedanken machen”, so Steinmeier. Ein Grund sei der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche und seine Folgen. Aber es liege auch an einer zunehmenden Säkularisierung und einer wachsenden religiösen Vielfalt.
Nach einem Besuch der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio, die sich für Bedürftige und Geflüchtete einsetzt und in Kriegen als Vermittler aktiv ist, wird Steinmeier bei den drei in Rom ansässigen UN-Organisationen Welternährungsprogramm (WFP), Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) erwartet. Es ist der erste hochrangige Besuch eines Vertreters der Bundesrepublik im 80-jährigen Bestehen der FAO.
Er wolle mit seinem Besuch ein Zeichen für “starke internationale Institutionen und Regeln” setzen, sagte Steinmeier. Er beklagte eine Erosion der internationalen Zusammenarbeit. Regellosigkeit dürfe nicht die Alternative zu einem System sein, das vielleicht Defizite habe. Dies sei auch Konsens im Gespräch mit Papst Leo XIV. gewesen.
Viele UN-Organisationen leisteten unmittelbare und unverzichtbare praktische Arbeit. Sie verdienten “mehr Respekt”, sagte der Bundespräsident. Weil andere Länder sich aus der Finanzierung zurückzögen, sei Deutschlands Rolle trotz einer kleineren Mittelzuweisung durch die Bundesregierung gestiegen. Steinmeier kritisierte auch anhaltende Diskussionen über Zollvorschriften, die zu wirtschaftlichen Belastungen führten. “Wir brauchen eine Beruhigung dieser öffentlichen Debatten, wir brauchen wieder Regeln im internationalen Handelsverkehr”, forderte er.
Steinmeier wird begleitet von seiner Frau Elke Büdenbender, die selbst Katholikin ist. Zuletzt waren beide bei der Beisetzung von Papst Franziskus Ende April in Rom.