Unter dem Titel „Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson“ startet am Sonnabend (15. Juni) im Bucerius Kunst Forum in Hamburg die erste Retrospektive zum Fotografen Henri Cartier-Bresson in Deutschland seit 20 Jahren. „Cartier-Bresson war immer zum richtigen Augenblick vor Ort“, sagte Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, am Donnerstag zur Ausstellung. Der Fotojournalist, Kunstfotograf und Porträtist hielt zu Lebzeiten (1908-2004) mit mehr als 10.000 Bildern von Ereignissen, Persönlichkeiten oder alltäglichen Momentaufnahmen nahezu das gesamte 20. Jahrhundert fest. In der Ausstellung sind bis zum 22. September rund 240 ausgewählte Schwarzweiß-Fotografien sowie Abzüge aus Magazinen und Büchern zu sehen.
Die Wände in der verwinkelten Ausstellung sind hoch. Sie sind in Schwarz-Weiß oder in Grauschattierungen gehalten, wie auch die Bilder, die an ihnen befestigt sind. Vier Jahre habe die Vorbereitung auf diese Schau gedauert. „Ich bin wahnsinnig glücklich mit der Ausstellung, die entstanden ist. Sie ist berührend und wichtig, gerade in unserer Zeit“, sagte Baumstark. Die Menschlichkeit, die momentan verloren gehe, könne bei Cartier-Bresson in jedem Bild gespürt werden. Der Fotograf habe es gemocht, Dinge zu beobachten. „Watch! Watch“ Watch!” sei ein Zitat von ihm.
Die Schau ist eine Mischung aus Cartier-Bressons berühmtesten Bildern und denen, die eher unbekannt sind oder noch nie ausgestellt wurden. Wie beispielsweise ein Bild vom verwaisten Bett Gandhis nach dessen Tod. Ein anderes Highlight sei ein Foto-Film, der mit einer Audiospur angeschaut werden könne. „Er ist einer der größten Fotografen des 20. Jahrhunderts“, sagte Ausstellungskurator Ulrich Pohlmann über Cartier-Bresson. Er habe Momente wie die Befreiung von Paris (1944), Russland nach dem Tode Stalins (1954) oder Kuba nach der Raketen-Krise (1963) festgehalten.
Cartier-Bresson war in der kommunistischen Bewegung aktiv, was sich nachhaltig auf sein politisches und künstlerisches Schaffen auswirkte. So richtete er seinen Blick vor allem auf sozial ausgegrenzte Menschen. Schlüsselereignisse seines Lebens seien die deutsche Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs und die Fluchtversuche aus dieser gewesen, hieß es. Auch sein Engagement in der Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus prägte sein dokumentarisches Interesse an der Fotografie.
1947 wurde Cartier-Bresson zum Mitbegründer der Fotoagentur Magnum, wodurch seine Fotoreportagen professionalisiert wurden. Im Auftrag von Magazinen und Zeitungen wie „Life“, „Paris Match“ oder „New York Times Magazine“ bereiste er in den folgenden Jahrzehnten die Kontinente. Seine Fotoreportagen erschienen weltweit in millionenfacher Auflage.